» Wohnen im Alter: Pflegeexpertin rät zu früher Orientierung
» Europa-Politiker skeptisch gegenüber Kindergeldkürzung
» Diakonie Bayern: Mitarbeiter wollen ACK-Klausel lockern
» Sozialpsychologe: Probleme nicht auf Flüchtlinge schieben
» Millionen Deutsche leiden unter Angstphänomenen

Senioren

Wohnen im Alter: Pflegeexpertin rät zu früher Orientierung




Neben dem klassischen Pflegeheim sind auch andere Wohnformen im Alter möglich.
epd-bild / Thomas Lohnes
Ambulante Wohnformen, Bauernhöfe oder doch das klassische Pflegeheim: Trotz der großen Vielfalt von Wohnangeboten verdrängen viele Menschen die Gedanken an das Wohnen im Alter. Experten raten, die Zukunft selbst zu gestalten - bevor es zu spät ist.

Die Bremer Pflege-Professorin Karin Wolf-Ostermann empfiehlt, sich rechtzeitig mit der Frage zu beschäftigen, wie das Wohnen im Alter gestaltet werden soll. Das verdrängten viele Menschen gerne, sagte die Expertin dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir sollten aber nicht warten, bis uns die Fakten einholen, bis nichts mehr geht", sagte die 51-jährige Wissenschaftlerin. Sie ist Organisatorin der internationale Fachtag zum Thema Wohnen im Alter, die am Donnerstag in Bremen stattfindet.

Es sei wichtig, "aktiv zu werden, um die Zukunft selbst zu gestalten" und das Thema in kleinen Schritten anzugehen. "Beispielsweise damit, Informationen zu sammeln", sagte Wolf-Ostermann. Gute Ansprechpartner seien Pflegestützpunkte, kirchliche Beratungsstellen wie auch Experten für barrierefreies Wohnen.

Ein angemessenes Wohnangebot müsse keine Frage des Geldes sein. Die Vielfalt sei groß, Beratung deshalb besonders wichtig. Zwar erscheine die Leitlinie "ambulant vor stationär" prinzipiell richtig - sie müsse aber nicht immer passen. Neben unterschiedlichen ambulanten Wohnformen gebe es mittlerweile in Pflegeheimen kleinräumige stationäre Angebote wie Wohngemeinschaften, die gute Alternativen böten.

"Ich maße mir nicht an zu entscheiden, ob das Wohnen in den eigenen vier Wänden mit dazu gebuchter Pflegeleistung besser ist als ein stationärer Heimplatz", räumte die Expertin ein. "Das ist richtig, das ist falsch - das gibt es so nicht." Wichtigstes Ziel neben der pflegerischen Versorgung sei die soziale Teilhabe: "Einsamkeit ist für viele ältere Menschen ein großes Problem."

So könne das Wohnprojekt mit Freunden genauso gut sein wie Servicewohnen begleitet von einem Pflegedienst und einem Dienstleistungszentrum oder das Stadtteilhaus mit mehreren Generationen unter einem Dach. Auf dem Land entwickelten sich beispielsweise mit "Green-Care-Farms" neue Angebote: "Bauernhöfe als Pflegeheime, das kann ein Angebot sein, von dem Höfe und Ältere beispielsweise mit einer Demenz gleichermaßen profitieren."


 
 

Europäische Union

Europa-Politiker skeptisch gegenüber Kindergeldkürzung



Der Europapolitiker Elmar Brok (CDU) sieht die aktuell diskutierte Kürzung von Kindergeldzahlungen an EU-Ausländer mit Kindern im Heimatland skeptisch. "Bevor wir das in Deutschland anstreben, sollte zunächst genau geprüft werden, ob dadurch nicht Fehlanreize zum Nachzug von Kindern gesetzt werden", sagte der EU-Außenpolitiker dem "Westfalen-Blatt" (Montagsausgabe).

Die beim EU-Gipfel vereinbarten Möglichkeiten zur Einschränkung von Sozialleistungen durch einzelne EU-Länder sowie die Übereinkünfte zum Finanzbereich werden Brok zufolge erst in der zweiten Jahreshälfte durch EU-Parlament und Ministerrat behandelt. In dem Gesetzgebungsverfahren seien EU-Parlament und Rat in der Ausgestaltung frei. Das EU-Parlament werde aber versuchen, "konstruktiv eine Umsetzung im Sinne der Vereinbarung" des EU-Gipfels zu ermöglichen, sagte Brok.

Nach der Einigung mit Großbritannien über geringere Sozialleistungen für EU-Ausländer will die Bundesregierung eine Verschärfung der Kindergeldregelung in Deutschland prüfen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach Ende des EU-Gipfels erklärt: "Deutschland gewährt im Vergleich zu den anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union ein relativ hohes Kindergeld." Sie könne sich sehr gut vorstellen, die auf dem Gipfeltreffen erzielte Vereinbarung auch für Deutschland umzusetzen. Demnach dürfen Mitgliedstaaten, die Kindergeld in andere EU-Länder überweisen, die Zahlungen künftig an die dortigen Lebenshaltungskosten anpassen.

Es geht um Kindergeld für Kinder, die im Herkunftsland leben und nicht mit den Eltern in das Land gezogen sind, in dem der Arbeitnehmer tätig ist. Die Regelung gilt für alle 28 Mitgliedstaaten und betrifft alle, die neu als Arbeitnehmer in ein EU-Mitgliedsland kommen. Nach einer Übergangsphase bis 2020 werde dies auf die bereits im Lande befindlichen Arbeitnehmer ausgedehnt, sagte die Bundeskanzlerin.


 
 

Arbeitsrecht

Diakonie Bayern: Mitarbeiter wollen ACK-Klausel lockern



Die Mitarbeiter-Vertretung der Diakonie Bayern unterstützt den Vorstoß führender Diakonie-Vertreter, das evangelische Sozialwerk auch für nichtchristliche Arbeitnehmer zu öffnen. Die Beschäftigung von Mitgliedern anderer Religionen und "generell für Nichtchristen" sei ein Schritt in Richtung mehr Weltoffenheit und Toleranz, betonte der Gesamtausschuss der Diakonie Bayern am Wochenende.

Dafür müsste die ACK-Klausel (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) geändert werden. Danach können bisher grundsätzlich nur Arbeitnehmer bei der Diakonie beschäftigt werden, die einer christlichen Kirche angehören. Eine Änderung dieser Klausel müsse sich aber auch in den entsprechenden Kirchengesetzen niederschlagen, fordert der Ausschuss. Sonst bleibe es bei der "unglaubwürdigen Situation" eines Zwei-Klassen-Systems innerhalb der Belegschaft, weil nur Angestellte mit Taufschein in die Mitarbeitervertretung gewählt werden könnten.

Der bayerische Diakonie-Präsident Michael Bammessel hatte sich jüngst für eine "gewisse Öffnung" des evangelischen Sozialwerks als Arbeitgeber auch für Nichtchristen. Die Frage, wer bei Kirche arbeiten darf und wer nicht, hat durch Engpässe in sozialen Arbeitsfeldern, wie der Altenpflege, und Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge eine neue Brisanz gewonnen.


 
 

Gesellschaft

Sozialpsychologe: Probleme nicht auf Flüchtlinge schieben



Viele Probleme, die derzeit in Deutschland auftauchen, haben nach Ansicht des Marburger Sozialpsychologen Ulrich Wagner gar nichts mit Flüchtlingen zu tun. Probleme bei Polizei, Strafverfolgung und in Schulen habe es bereits vorher gegeben. "Wir haben auch schon lange eine Unterfinanzierung des sozialen Wohnungsbaus", sagte Wagner am Wochenende in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir haben es nur vorher nicht so deutlich gemerkt."

Polizisten und Richter hätten unzählige Überstunden angehäuft, Staatsanwälte seien überlastet. Gewalttäter würden erst in großem zeitlichen Abstand zu ihren Taten abgeurteilt. Ursache sei eine jahrelange Sparpolitik. Die Ängste der Menschen vor den Flüchtlingen haben Wagner zufolge auch damit zu tun, wie Deutschland die Zuwanderung organisiert. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge habe beispielsweise im vergangenen Jahr nicht einmal die Hälfte der Flüchtlinge registriert. In den Verwaltungen sei jahrelang gespart worden. Der Wissenschaftler forderte eine "vernünftige Bedarfsanalyse und eine entsprechende Personalausstattung".

"Man kann die gegenwärtige Einwanderungssituation auch positiv begreifen", erklärte Wagner. Fachleuten zufolge benötige Deutschland jährlich 400.000 Zuwanderer, um dem demografischen Wandel zu begegnen. Wegen der Altersentwicklung seien die Renten in einigen Jahren nicht mehr finanzierbar. "Die Kosten würden später sowieso auf uns zukommen. Es ist eine Riesenvorteil, dass wir in Deutschland im Moment ökonomisch so gut dastehen." Flüchtlinge bräuchten jetzt eine angemessene Schulbildung und die Chance, in den Arbeitsmarkt zu kommen. "Es ist zu stemmen", sagte Wagner.

Allerdings hätten viele Deutsche den Eindruck, "dass die politisch Verantwortlichen keine Strategie haben." Jeder könne erkennen, dass Vorschläge oft nur für die Schlagzeilen gemacht werden. Es gebe eine "Hilflosigkeitsdebatte", sagte der Professor des Marburger Fachbereichs Psychologie. "Das macht die Menschen empfänglich für einfache Antworten und rechte Parolen."


 
 

Psychologie

Millionen Deutsche leiden unter Angstphänomenen



Millionen Menschen in Deutschland leiden nach Angaben evangelischer Lebensberater unter Angstphänomenen. Umfragen zufolge haben Deutsche vor allem Angst davor, unheilbar krank zu werden, teilte die Arbeitsgemeinschaft Lebensberatung in der hannoverschen Landeskirche nach ihrer Jahrestagung in Hannover mit. An zweiter Stelle folgt die Angst, zum Pflegefall zu werden und dass Lebenspartner oder Kindern etwas zustößt.

Auch die Angst, in wirtschaftliche Not zu geraten oder im Alter zu wenig Rente zu haben, plagt die Menschen. Hinzu kommen Ängste vor Arbeitslosigkeit, Terrorismus, Krieg und Unfällen. Diese Ängste seien real und beschäftigten viele, machten aber nicht krank, hieß es vonseiten der Lebensberater. "Die Bereitschaft, sich mit dem Thema Angst auseinanderzusetzen, nimmt in der Gesellschaft zu", sagte der Leiter der kirchlichen Hauptstelle für Lebensberatung, Pastor Rainer Bugdahn.

Wenn Menschen Angststörungen oder Panikattacken von Psychologen behandeln ließen, gehe es oft um unrealistische Ängste wie die Angst vor Menschenmengen, Fahrstühlen, Blamage oder harmlosen Tieren, hieß es. Wichtig sei, über die Ängste zu sprechen und sie zu ergründen.

In den 31 psychologischen Beratungsstellen der hannoverschen Landeskirche arbeiten etwa 180 Beraterinnen und Berater. Im Jahr 2014 verzeichneten sie insgesamt 12.152 Beratungsfälle mit 18.519 Personen.