» Hartz-IV-Empfänger immer länger ohne Job
» Deutscher Verein kritisiert Hartz-IV-Regelsätze
» Internetplattform bündelt Angebote für Flüchtlinge
» Hochschulprogramme für Flüchtlinge verlängert
» Studie: Deutschlands Studenten sind gestresst

Arbeit

Hartz-IV-Empfänger immer länger ohne Job




Der Weg zum Jobcenter ist oft vergebens.
epd-bild / Rolf Zöllner
Die Arbeitslosigkeit von Hartz-IV-Empfängern dauert immer länger. Das geht aus Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor.

Ein Hartz-IV-Bezieher war im vergangenen Jahr im Durchschnitt seit 619 Tagen, also mehr als 20 Monate, arbeitslos. Im Jahr 2011 waren es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit noch 555 Tage.

Trotz guter Konjunktur ist die Verweildauer im Hartz-IV-System damit binnen vier Jahren um 11,5 Prozent gestiegen. Der negative Trend hält nach einem Bericht der Funke Mediengruppe an: Im September 2016 waren Hartz-IV-Empfänger im Durchschnitt seit 635 Tagen arbeitslos, also mehr als 21 Monate.

Die Arbeitsmarktexpertin der Linksfraktion im Bundestag, Sabine Zimmermann, sagte, dass die Dauer der Erwerbslosigkeit im Hartz-IV-System steige, sei "ein blamables Ergebnis für die Bundesregierung und leider logische Konsequenz des arbeitsmarktpolitischen Stillstands". Seit 2010 seien die Leistungen zur Eingliederung in Arbeit drastisch gekürzt worden. "Wir brauchen endlich einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor", forderte die Oppositionspolitikerin.



 
 

Armut

Deutscher Verein kritisiert Hartz-IV-Regelsätze



Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge hat Korrekturen bei der Neufestsetzung der Hartz-IV-Regelsätze gefordert. Die Bundesregierung habe bei der für 1. Januar 2017 geplanten Anhebung der Sätze viele Ausgaben nicht berücksichtigt, kritisierte der Dachverband der Sozialbranche am Dienstag in Berlin. Außerdem würden die Kosten für Haushaltsstrom unterschätzt. Die Bundesregierung plant, den Hartz-IV-Satz für Alleinstehende zum Jahreswechsel von 404 Euro auf 409 Euro zu erhöhen. Außerdem gibt es Veränderungen bei den Sätzen für Kinder und Jugendliche.

Bereits 2014 hatte das Bundesverfassungsgericht festgestellt, dass der Gesetzgeber sich an der Grenze dessen bewege, was zur Sicherung des Existenzminimums verfassungsrechtlich erforderlich sei. Die Forderung des Bundesverfassungsgerichts, der Gesetzgeber müsse mit der Festlegung der Regelsätze finanzielle Spielräume zur Deckung besonderer Bedarfslagen schaffen, wurde nach Auffassung des Deutschen Vereins nicht eingelöst. Insbesondere bei der Anschaffung von Haushaltsgeräten wie Kühlschränken oder Waschmaschinen sowie von Sehhilfen könnten Bedürftige in akute finanzielle Schwierigkeiten geraten, warnt der Verein.

"Die Regelsätze sind eine zentrale Größe in unserem Sozialstaat. Die Einhaltung verfassungsrechtlicher Anforderungen sollte daher eine Selbstverständlichkeit sein", stellte Johannes Fuchs, Präsident des Deutschen Vereins, fest. Es sei an der Zeit, dass die Regelsätze in einer Weise bestimmt werden, die nicht zu erneuten Beanstandungen durch das Bundesverfassungsgericht führen.


 
 

Integration

Internetplattform bündelt Angebote für Flüchtlinge



Der Verein "D21" und das Bundesfamilienministerium haben am Dienstag in Berlin die neue Plattform für Integration "buntundverbindlich.de" vorgestellt. Deren Ziel ist es, Unternehmen, Initiativen und ehrenamtliche Helfer miteinander zu verbinden, um die Integration von Geflüchteten voranzubringen, teilte die Initiative mit. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) ist Schirmherrin des Projektes.

"Bunt und verbindlich" vernetzt diejenigen, die etwas spenden wollen mit denjenigen, die diese Spende sinnvoll für die Integration von Geflüchteten einsetzen. Alle Unterstützer der Idee seien aufgerufen, ihre Versprechen auf der Plattform einzustellen, hieß es. Es könne sich etwa um das Angebot konkreter Materialien oder Gegenstände, um eine Dienstleistung oder um eine Zeitspende handeln.

"Viele wollen helfen, aber man muss auch voneinander wissen. Und die Angebote müssen zusammenpassen. Über so eine Plattform geht das am besten", erläuterte Schwesig. Hannes Schwaderer, Präsident von D21: "Es geht uns um das Bündeln der Kräfte und zielgenaues Helfen. Wir konnten schon vor dem offiziellen Start viele Unternehmen mobilisieren, Versprechen abzugeben."

Zum Start gibt es bereits über 60 Versprechen auf "bunt und verbindlich", die von 20 Unternehmen und 13 Initiativen abgegeben wurden. Die Idee, das Prinzip "Ich mache X, wenn Du Y machst" mit sozialen und gesellschaftspolitischen Themen zu verknüpfen, stammt aus Großbritannien, wo es 2005 erstmals zum Tragen kam. Jetzt wird es von "bunt und verbindlich" genutzt, um Ehrenamtler zu mobilisieren und Unternehmen zu motivieren, ihr Engagement zielgerichtet für Integration von geflüchteten Menschen einzubringen.



 
 

Bundesregierung

Hochschulprogramme für Flüchtlinge verlängert



Die finanzielle Förderung von Hochschulprogrammen, die Flüchtlingen zu einer akademischen Ausbildung verhelfen sollen, werden bis zum Jahr 2018 verlängert. "Es ist beeindruckend, mit wie viel Elan Studierende in Zusammenarbeit mit ihren Hochschulen Projekte ins Leben gerufen haben, um Flüchtlingen zu helfen. Die Resonanz an den Hochschulen auf unsere Programme ist groß", sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) am Dienstag in Berlin. Die ursprüngliche Finanzierung war nur bis Ende dieses Jahres zugesagt.

Rund 450 Initiativen an 162 Hochschulen nutzen derzeit das "Welcome"-Programm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), finanziert vom Bundesbildungsministerium. Die Angebote der Initiativen reichen den Angaben nach von Rechtsberatungen für Flüchtlinge über Sprachvermittlung bis zu praktischer Unterstützung im Hochschulalltag.

Wanka betonte, für studieninteressierte Flüchtlinge sei vor allem die Orientierung im Hochschulsystem anfangs eine Herausforderung: "Die studentischen Initiativen helfen sehr dabei, hier die richtigen Hilfestellungen zu geben." Die Informationen zum Welcome-Programm sollen noch mehr in die Breite gestreut werden. Deshalb fänden acht regionale Vernetzungstreffen statt, bei denen "Welcome"-Projektverantwortliche der Hochschulen, Studierende, Flüchtlinge und kommunale Vertreter sich im Oktober und November austauschen werden.

Bis inklusive 2018 wird neben dem "Welcome"-Programm auch die Förderung von Sprachkursen und Propädeutika an Hochschulen für studieninteressierte Flüchtlinge verlängert ("Integra"-Programm).

Seit September 2016 fördert das Ministerium zudem die Bildungsplattform "Kiron Open Higher Education" im Verbund mit ihren Partnerhochschulen RWTH Aachen und Fachhochschule Lübeck. Kiron ist ein soziales Start-up, das Flüchtlingen über digitale Lehr- und Lernformate die Möglichkeit eines gleitenden Hochschulzugangs eröffnet.


 
 

Ausbildung

Studie: Deutschlands Studenten sind gestresst



Studenten in Deutschland fühlen sich gestresst. Das geht aus einer repräsentativen Online-Befragung im Auftrag der AOK unter mehr als 18.000 Hochschülern hervor. Die Untersuchung zeigt, dass weibliche Studierende mehr unter den Anforderungen leiden als ihre männlichen Kommilitonen und dass an staatlichen Universitäten die Studenten mehr im Stress sind als an privaten Hochschulen, wie die AOK am Dienstag in Berlin mitteilte.

"Es ist vor allem der Stress, der durch Zeit- und Leistungsdruck sowie die Angst vor Überforderung entsteht, der Studierenden das Leben schwermacht", erklärte Studienleiterin Uta Herbst von der Universität Potsdam. In der Befragung gaben 53 Prozent ein hohes Stresslevel an. Das sind etwas mehr als bei Arbeitnehmern: Hier gaben bei einer Befragung im vergangenen Jahr 50 Prozent eine hohe Stressbelastung an.

Als Hauptgrund für das hohe Belastungsgefühl werden in der Untersuchung die gestiegenen Anforderungen an den Unis genannt. Weniger ins Gewicht fallen den Angaben zufolge "Stressoren des Alltags" wie die Pflege von sozialen Kontakten oder die ständige Erreichbarkeit durch digitale Medien.

Kommt Stress auf, äußert sich dieser bei den Betroffenen in unterschiedlicher Form: Am häufigsten wurden Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten sowie Lustlosigkeit genannt.

Die AOK empfiehlt Menschen, die mit den Belastungen nicht alleine zurechtkommen, sich Hilfe zu holen. An den Hochschulen gebe es dazu viele Angebote wie etwa die zentrale Studienberatung.

Die Studie hat laut AOK auch ein kurioses Ergebnis gebracht: Studierende, die einer bezahlten Tätigkeit von bis zu 15 Stunden pro Woche nachgehen, sind weniger gestresst als Studenten ohne Nebenjob. "Ein Weg, sich vom Hochschulstress zu befreien, könnte also die Aufnahme einer Nebenbeschäftigung sein", erklärte die Krankenkasse.