» EKD veröffentlicht Grundsatzpapier zur Kita-Arbeit
» Jugendämter nahmen 2019 rund 49.500 Kinder in Obhut
» Rente mit 63: Mehr als 253.000 neue Bezieher im Jahr 2019
» Zehn Prozent der Kliniken droht Insolvenz
» Umfrage: Kinderbedürfnisse kommen zu kurz
» FSJ Pflege wirbt ür Pflegeberufe

Kinder

EKD veröffentlicht Grundsatzpapier zur Kita-Arbeit




Multireligiosität ist Alltag in der evangelischen Kita Vogelnest: Proben für ein Weihnachtstück (Archivbild)
epd-bild/epd West/Bertold Fernkorn
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat einen Grundsatztext zur Betreuungsarbeit von Kitas in kirchlicher oder diakonischer Trägerschaft veröffentlicht. Es trägt den Titel "Kinder in die Mitte" und will helfen, das christliche Profil der Einrichtungen zu schärfen.

Ziel der Handreichung sei es, die Verantwortlichen in Kindertagesstätten, Träger und Kirchengemeinden als Akteure der frühen Bildung zu stärken, hieß es am Donnerstag bei der Vorstellung der Publikation in Hannover. Kitas mit ihren bundesweit rund 600.000 Betreuungsplätzen seien unverzichtbare Bildungs- und Lebensorte, die besonders auch der religiösen Sozialisation dienten.

Der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, würdigt im Vorwort des mehr als 120-seitigen Papiers die Arbeit von etwa 9.000 evangelischen Kitas im frühkindlichen Bildungsbereich. Sie wollten anregende Lebensorte sein, die sich durch starke und innovative Konzepte auszeichneten. Die Handreichung betone bewusst das Recht auf frühe Bildung und Religion für alle Kinder, ganz gleich, welcher Glaubensrichtung die Mädchen und Jungen angehörten. Längst werde in den evangelischen Einrichtungen religiöse Vielfalt gelebt und gefördert.

Die Vorsitzende der Kammer für Bildung und Erziehung, Kinder und Jugend, Annette Scheunpflug, sagte, weil immer mehr Kinder immer länger in Kitas betreut würden, sei es wichtig, die Qualität bestehender Angebote ständig weiter zu verbessern. Dabei sei die religiöse Bildung "ein ganz wichtiges Profilmerkmal und Teil der Bildung der Kinder auf ihrem Weg ins Leben".

Man wolle die Akteure in Kitas und Familienzentren ermutigen, die Qualität und Intensität ihrer Angebote stetig weiterzuentwickeln, erklärte Scheunpflug. Dazu würden im Text konkrete Anregungen gegeben, die sich gezielt an unterschiedliche Entscheidungsebenen wie Einrichtungsleitungen, Kirchengemeinden oder Trägerverbünde richteten und das evangelische Profil schärften. So werde zum Beispiel auch die Gewinnung von passenden Fachkräften thematisiert: "Gute Arbeit gibt es nur bei gutem Personal." Zudem müsse die Fort- und Weiterbildung der Fachkräfte gerade im Feld der religiösen Bildung ausgebaut werden.

Die Leiterin der EKD-Bildungsabteilung, Birgit Sendler-Koschel, griff das Zusammenleben der Kinder unterschiedlicher Herkunft auf. In evangelischen Kindergärten werde die Basis gelegt für einen toleranten Umgang, gemeinsame Freude am Leben und den Respekt vor Mensch und Schöpfung, erklärte sie.

Die praxisbezogene Publikation bietet nach theoretischen Kapiteln auch viele Arbeitsmaterialien, die zum Austausch anregen und Inspirationen für die Kita-Arbeit vor Ort bieten sollen.


 
 

Statistik

Jugendämter nahmen 2019 rund 49.500 Kinder in Obhut



Die Jugendämter in Deutschland haben im vergangenen Jahr weniger Kinder und Jugendliche zu deren Schutz in Obhut genommen als 2018. Insgesamt registrierten die Behörden rund 49.500 Fälle, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag zum Weltkindertag am 20. September mitteilte. Das waren knapp 3.100 (sechs Prozent) weniger als im Vorjahr. Hintergrund sei die stark gesunkene Zahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, die nach ihrer Ankunft fast immer zunächst von den Ämtern in Obhut genommen werden. Die Zahl solcher Fälle ging um 29 Prozent auf gut 8.600 zurück.

Etwa jedes dritte betroffene Kind war den Angaben zufolge jünger als zwölf Jahre, rund jedes zehnte sogar jünger als drei Jahre. Jungen wurden etwas häufiger in Obhut genommen als Mädchen (53 Prozent), lediglich in der Altersgruppe von zwölf bis 16 Jahren war das Geschlechterverhältnis umgekehrt. In etwa jedem fünften Fall hatten die betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst Hilfe beim Jugendamt gesucht. Am häufigsten war die Maßnahme aber mit 55 Prozent von sozialen Diensten und dem Jugendamt angeregt worden.

Die meisten Minderjährigen waren vor der Inobhutnahme bei den Eltern (25 Prozent), bei einem alleinerziehenden Elternteil (24 Prozent) oder einem Elternteil in neuer Partnerschaft untergebracht (14 Prozent), wie es weiter hieß. Aber auch eine vorherige Heimunterbringung war nicht selten (13 Prozent).

Am häufigsten wurden Kinder 2019 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wegen Überforderung eines oder beider Elternteile in Obhut genommen (38 Prozent). Mit Abstand folgte an zweiter Stelle die unbegleitete Einreise aus dem Ausland mit 17 Prozent.


 
 

Alterssicherung

Rente mit 63: Mehr als 253.000 neue Bezieher im Jahr 2019



Die Rente mit 63 Jahren ist einem Zeitungsbericht zufolge weiterhin sehr beliebt. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl derer, die erstmals die abschlagsfreie Altersrente nach mindestens 45 Versicherungsjahren bezogen, um rund 10.000 gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 253.492 Versicherte, wie die Düsseldorfer "Rheinische Post" (Donnerstag) unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Rentenversicherung berichtete. Demnach gingen 137.487 Männer und 116.005 Frauen im vergangenen Jahr vorzeitig in Rente, ohne dabei Abschläge von ihrer Altersrente hinnehmen zu müssen. Im Jahr zuvor seien es 243.719 Versicherte gewesen (132.589 Männer und 111.130 Frauen).

Männer, die nach 45 Versicherungsjahren 2019 vorzeitig in Rente gingen, erhielten im Westen monatliche Altersbezüge von 1.557 Euro (2018: 1500 Euro), wie es weiter hieß. Bei Frauen habe die Rentenhöhe im vergangenen Jahr bei 1.142 Euro (2018: 1.086 Euro) gelegen. Im Osten seien es 1.262 Euro für Männer (2018: 1.209 Euro) und 1.204 Euro für Frauen (2018: 1.122 Euro) gewesen.

Die Rente mit 63 war zum 1. Juli 2014 von der damaligen großen Koalition eingeführt worden. Bei der Einführung hatte die Bundesregierung mit jährlich rund 200.000 Antragstellern gerechnet. Diese Zahl wurde in jedem vollen Jahr seit der Einführung jedoch deutlich um mehrere Zehntausend übertroffen, so dass auch die Kosten der Rente mit 63 höher sind als ursprünglich erwartet.


 
 

Bundesrechnungshof

Zehn Prozent der Kliniken droht Insolvenz



Der Bundesrechnungshof sieht grundlegende Defizite bei der Krankenhausplanung und -finanzierung in Deutschland. "Eine in die Zukunft ausgerichtete Planung, zum Beispiel unter Berücksichtigung der Demografie, Morbidität und des medizinischen Fortschritts, ist kaum vorhanden", zitiert die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Donnerstag) aus einem ihr vorliegenden Bericht der Behörde. Gefordert wird demnach eine Grundgesetzänderung, die die Verantwortlichkeiten zwischen Bund und Ländern neu regelt.

Die gegenwärtige Krankenhausstruktur sei nicht effizient, bemängelt der Rechnungshof in dem Bericht weiter. "40 Prozent der Krankenhäuser verzeichnen Verluste, für über ein Zehntel besteht erhöhte Insolvenzgefahr", heißt es. Aus Sicht des Bundesrechnungshofs kommen die Länder "ihrer Investitionsverpflichtung bei der Krankenhausfinanzierung seit Jahren nur unzureichend nach".

Der Investitionsbedarf liegt dem Bericht zufolge bundesweit jährlich bei sieben Milliarden Euro. Die Förderung bewege sich "auf gleichbleibend niedrigem Niveau" zwischen 2,6 und drei Milliarden Euro.

Auch die aktuell laufende Krankenhausreform über zwei vom Bund finanzierte Fonds stellt den Bundesrechnungshof laut Zeitungsbericht nicht zufrieden. Aus seiner Sicht gibt es nicht genug Anreize für wirksame strukturelle Verbesserung,  und die Ko-Finanzierung durch Länder und Krankenhausträger ist dem Bericht zufolge zu niedrig.


 
 

Corona

Umfrage: Kinderbedürfnisse kommen zu kurz



Die Mehrheit der Deutschen (58 Prozent) findet laut einer Umfrage, dass die Bedürfnisse von Kindern während der Corona-Pandemie zu kurz kommen. Rund zwei Drittel (67 Prozent) der Eltern von minderjährigen Kindern vertreten diese Auffassung, wie eine am Donnerstag in Köln veröffentlichte Umfrage von YouGov Deutschland und dem Sinus-Institut ergab. Mehr als jeder zweite Deutsche (57 Prozent) spricht sich demnach auch für eine Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz aus. Für die Erhebung befragten die Meinungsforscher 2.212 Menschen ab 18 Jahren zwischen dem 13. und 24. August online.

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) findet, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist, wie die Umfrage zum Weltkindertag am Sonntag ergab. Dabei gebe es in der Einschätzung keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Auch ob die Befragten Kinder unter 18 Jahren haben oder nicht, mache sich bei der Bewertung nicht bemerkbar. Allerdings zeige sich ein Unterschied beim Alter: Demnach findet fast jeder dritte Deutsche zwischen 18 und 29 Jahren (65 Prozent), dass Deutschland kinderfreundlich sei, bei den 60- bis 69-Jährigen ist es fast die Hälfte (49 Prozent).

Die Meinungsforscher verweisen in diesem Zusammenhang auf eine Umfrage des Sinus-Partners Integral Marktforschung in Österreich mit 500 Befragten. Dort stuften 82 Prozent ihr Land als kinderfreundlich ein, wie es hieß.

Den größten Handlungsbedarf sehen die befragten Deutschen den Angaben zufolge mit 73 Prozent beim Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch, gefolgt vom Schutz vor Gewalt (72 Prozent). Bei Kinderbetreuungsplätzen, der Gleichheit von Bildungschancen und dem Schutz vor Kinderarmut fordert eine Mehrheit (jeweils 68 Prozent) die Politik auf, etwas zu unternehmen.


 
 

Niedersachsen

FSJ Pflege wirbt ür Pflegeberufe



Niedersachsen will mit einem "Freiwilligen Sozialen Jahr Pflege" mehr junge Menschen für Pflegeberufe gewinnen. Das dreijährige Modellprojekt soll im September 2021 starten, wie das Sozialministerium am Donnerstag in Hannover mitteilte. Bereits ab Januar sollen Einsatzstellen dafür angeworben werden. Jedes Jahr sollen 30 zusätzliche Plätze für einen Freiwilligendienst in der Alten- und Krankenpflege zur Verfügung stehen. So bekämen in der Erprobungsphase insgesamt 90 junge Menschen in Niedersachsen die Möglichkeit, ein Orientierungsjahr in der Pflege zu absolvieren.

Ihnen solle "das praktische Lernen in einem Berufsfeld ermöglicht werden, mit dem sie bisher wenig Berührungspunkte hatten", sagte Sozialministerin Carola Reimann (SPD). Zwar könnten schon jetzt junge Menschen ihren Freiwilligendienst in Pflegeeinrichtungen ableisten, erläuterte ein Sprecher dem epd. Mit dem neuen Label "FSJ Pflege" solle aber noch einmal zusätzlich für die Pflegeberufe geworben werden.

Als zusätzlichen Anreiz erhielten die Teilnehmenden eine Jahresbahnfahrkarte für ganz Niedersachsen. Die Einrichtungen erhielten eine finanzielle Unterstützung. Ausgewiesene pflegerische Tätigkeiten dürften die FSJler jedoch in keinem Fall übernehmen. Das Modellprojekt wird den Angaben zufolge wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.