Kritik an Spahns Pflegereform - Präventionsprojekt für psychische Gesundheit - Digitale Hospizarbeit || 192a/2020
» Diakonie Hessen fordert große Pflegereform
» Mehr Minderjährige an deutschen Hochschulen
» Ministerien starten Initiative für psychische Gesundheit
» Kinderhospizverein will digitale Angebote weiter ausbauen
» Sozialreportagen erhalten DRK-Medienpreis
» Space-Eye sammelt Care-Pakete für Geflüchtete in griechischen Camps
» Tag der Begegnung in Köln erst 2022

Kirchen

Diakonie Hessen fordert große Pflegereform




Die Diakonie Hessen hält eine umfassende Reform der Pflege für nötig.
epd-bild/Juergen Blume
Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen, Carsten Tag, hat die Pflegereformvorschläge von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kritisiert. Die Pläne des Ministers gehen ihm nicht weit genug: "Der große Entwurf sieht anders aus."

Die Vielzahl der kleineren Reformen schiebe die notwendige große Lösung nur hinaus, sagte Tag am Dienstag in Frankfurt am Main.

Minister Spahn will die Höhe des Eigenanteils für die Pflege auf 700 Euro für längstens drei Jahre deckeln. Außerdem will er durchsetzen, dass alle Pflegekräfte zukünftig nach Tarif bezahlt werden. 2018 hätten nur 40 Prozent der Pflegeheime ihre Angestellten nach Tarif bezahlt, bei den ambulanten Pflegediensten seien es nur 26 Prozent gewesen. Nach Diakonie-Angaben ist die Höhe des Eigenanteils für die Pflege in jedem Bundesland unterschiedlich hoch. So liegt er etwa in Hessen bei 714 Euro.

Die Diakonie Hessen setze sich gemeinsam mit der Diakonie auf Bundesebene und dem Deutschen Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflege dafür ein, die Grenzen zwischen ambulanter, stationärer und teilstationärer Pflege sowie der Pflege durch Angehörige abzubauen, erläuterte Diakoniechef Tag. Außerdem müssten ein einheitliches Personalaufbaukonzept entwickelt, pflegende Angehörige und die Zivilgesellschaft gestärkt und die Kommunen an dieser Entwicklung beteiligt werden. In dem "Strategiepapier Altenarbeit und Pflege 2021 bis 2025" seien die Grundzüge der notwendigen Reform beschrieben.


 
 

Statistik

Mehr Minderjährige an deutschen Hochschulen



Der Wegfall des Zivil- und Wehrdienstes 2011 sowie kürzere Schulzeiten bis zum Abitur lassen die Zahl minderjähriger Studentinnen und Studenten steigen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Dienstag waren von den rund 2,9 Millionen Menschen, die zum Wintersemester 2019/2020 an Hochschulen eingeschrieben waren, etwa 4.600 jünger als 18 Jahre. Im Wintersemester 2009/2010 waren es lediglich 760. Ihr Anteil stieg von 0,04 auf 0,16 Prozent.

Zugleich waren zum vergangenen Wintersemester mehr als 7.100 Studentinnen und Studenten an deutschen Hochschulen 60 Jahre und älter, was einem Anteil von 0,2 Prozent entspricht, wie das Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Im Wintersemester 2009/2010 waren lediglich 0,16 Prozent (3.400) der Eingeschriebenen 60 Jahre und älter.


 
 

Prävention

Ministerien starten Initiative für psychische Gesundheit



Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) haben am Montag in Berlin ein Präventionsprojekt für psychische Erkrankungen gestartet. Die "Offensive Psychische Gesundheit" solle zu einem offenerem Umgang mit psychischen Belastungen beitragen, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Psychische Erkrankungen sind demnach mittlerweile der zweithäufigste Krankheitsgrund.

Das Projekt, an dem den Angaben zufolge mehr als 50 Institutionen beteiligt sind, soll auch die Anbieter für Prävention deutschlandweit besser vernetzen. "Die Corona-Pandemie bedeutet für viele auch eine enorme psychische Belastung", sagte Gesundheitsminister Spahn. Gerade in dieser Zeit sei es deshalb wichtig, für psychische Gesundheit zu sensibilisieren und einen frühen Zugang zu Hilfe zu erleichtern.

Familienministerin Giffey sagte, das Projekt "solle eine gesellschaftliche Debatte anstoßen und dazu beitragen, dass offener über psychische Belastungen gesprochen wird". Die Initiative solle auch die Vielzahl an bereits vorhandenen Beratungsangeboten bekannter machen. Nach Ansicht von Arbeitsminister Heil muss gerade am Arbeitsplatz besser auf die Gesundheit geachtet werden: "Viele Menschen erleben dabei den schmalen Grat zwischen Belastung und Überlastung."


 
 

Gesundheit

Kinderhospizverein will digitale Angebote weiter ausbauen



Die Corona-Pandemie hat die Hospizarbeit vor große Herausforderungen gestellt. Besuche sind teils nur eingeschränkt möglich, zeitweise musste die persönliche Begleitung durch die Ehrenamtlichen sogar ganz ausgesetzt werden, wie der Deutsche Kinderhospizverein am Dienstag in Olpe mitteilte. Um die Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen und ihre Familien dennoch zu unterstützen, entwickelte der Vereinvermehrt digitale Begleitungs- und Beratungsangebote.

"Die vielen kleinen und großen Zeichen der Solidarität mit und für die Familien sind insbesondere jetzt wichtig", teilte der Verein anlässlich des Welthospiztags am Freitag mit. Gemeinsam werde weiter daran gearbeitet, virtuelle Angebote anzubieten und auszubauen. Bislang fand den Angaben zufolge unter anderem monatlich eine Videokonferenz mit jungen Menschen statt, die lebensverkürzend erkrankt sind. Außerdem gab es in den vergangenen Monaten mehrere Online-Treffen für Eltern und Geschwister.

"Wir freuen uns, dass unsere virtuellen Angebote so gut von den jungen Menschen und ihren Familien angenommen werden", sagte Martin Gierse, Geschäftsführer des Deutschen Kinderhospizvereins. "Trotz Abstand können wir ihnen dadurch sehr nah sein. Dass zeigt, auch während einer Krise kann die Chance auf etwas Neues entstehen."


 
 

Auszeichnungen

Sozialreportagen erhalten DRK-Medienpreis



Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat am Montag in Bremen die Preisträger des 14. DRK-Medienpreises bekanntgegeben. Die Ehrung für Sozialreportagen wurde in den Kategorien Print, Hörfunk und Fernsehen verliehen und ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert, teilte der Hilfsverband am Montag mit. Außerdem wurde in diesem Jahr ein mit 3.300 Euro versehener Sonderpreis "Soziale Medien" vergeben. Die Beiträge wurden aus 255 Einsendungen ausgewählt.

In der Kategorie "Print" ging der Preis an Amrai Coen und Nicola Meier für das Dossier "Im Wartezimmer eines Arztes...", das am 25. April 2019 in "Die Zeit" erschien. Die Autorinnen rekonstruierten darin ein tödliches Versäumnis: Ein nicht geimpfter Elfjähriger hatte in einem Wartezimmer zwei Säuglinge mit Masern angesteckt.

Ulrike Petzold gewann den Preis in der Kategorie "Hörfunk" für ihren Beitrag "Commandante Rodolfo - der Partisan aus Bremen", der am 7. September 2019 von Radio Bremen gesendet wurde. Sie erzählt die Geschichte des desertierten Wehrmachtssoldaten Rudolf Jacobs, der sich im Sommer 1944 italienischen Partisanen anschloss. Im November des Jahres leitete er einen Angriff auf Mussolinis Brigaden und kam dabei ums Leben.

In der Kategorie "Fernsehen" erhielten Nadia Kailouli und Jonas Schreijäg die Auszeichnung. Sie waren im Sommer 2018 drei Wochen lang an Bord eines zivilen Rettungsschiffes im Mittelmeer unterwegs. Von dort berichteten sie von der Rettungsaktion vor dem Hintergrund der verschärften italienischen Gesetze. Ihr Beitrag wurde am 23. Juli 2019 vom NDR-Magazin "Panorama - die Reporter" ausgestrahlt.

Den Sonderpreis "Soziale Medien" erhielten Verena Fiebiger und Lena Schiestel für ihren Psychologie-Podcast "Die Lösung" in der Folge "Überleben". Darin beschäftigten sich die Autorinnen mit der Diagnose Lymphkrebs und den Auswirkungen und Reaktionen auf die Arbeit, die Partnerschaft und die Psyche. Der Podcast wurde vom Bayerischen Rundfunk im Programm "Puls" am 3. Dezember 2019 veröffentlicht.


 
 

Hilfsorganisation

Space-Eye sammelt Care-Pakete für Geflüchtete in griechischen Camps



Die Regensburger Hilfsorganisation Space-Eye will Winter-Care-Pakete für 30.000 Menschen in den griechischen Flüchtlingscamps schnüren. "Unser Ziel sind zehn Containerladungen mit besonderen Hilfsgütern für die Menschen in Lesbos und auf den anderen Inseln", sagte Space-Eye-Gründer Michael Buschheuer am Montag laut Mitteilung.

Der internationale Aufschrei nach der Brandkatastrophe im Lager Moria habe die Situation für die Menschen in den Lagern nicht verändert. Noch immer müssten sie unter erbärmlichen Bedingungen leben. Zudem stehe jetzt die kalte Jahreszeit vor der Tür, die Geflüchtete und Helfer abermals vor enorme Herausforderungen stelle, betonte Buschheuer.

Ab dem 9. Oktober würden Helfer die Spenden in einer Halle im Regensburger Hafen sammeln und die Transporte nach Griechenland vorbereiten. Darüber hinaus beginne Space-Eye vor Ort mit dem Aufbau einer medizinischen Versorgung für verletzte und kranke Menschen inner- und außerhalb der Lager.


 
 

Behinderung

Tag der Begegnung in Köln erst 2022



Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) verschiebt wegen der Corona-Pandemie bereits jetzt den für Juni kommenden Jahres geplanten "Tag der Begegnung" um ein ganzes Jahr: Der Tag mit Konzerten, Sportveranstaltungen und Mitmachaktionen für Behinderte und Nichtbehinderte im Kölner Rheinpark soll nun erst am 11. Juni 2022 stattfinden, wie der LVR am Montag in Köln ankündigte. Noch sei nicht absehbar, wie sich das Infektionsgeschehen im Rheinland entwickeln werde und wann ein Impfschutz zur Verfügung stehe, hieß es zur Begründung. Zudem könne man den Ausstellern und Künstlern keine Planungssicherheit bieten.

Auch passten die Abstandsregeln nicht zu der Idee des Festes, das in den vergangenen Jahren Zehntausende Besucher anlockte, begründete der LVR seine Entscheidung. Weil aber Inklusion auch in der Corona-Pandemie ein wichtiges Thema bleibe, entwickle der LVR derzeit neue, digitale Veranstaltungsformate für das Jahr 2021.

Der Landschaftsverband feiert den Aktionstag seit 1998 als Signal für ein besseres Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Seit 2017 findet der "Tag der Begegnung" nicht mehr jedes Jahr statt, sondern im jährlichen Wechsel mit einer "Tour der Begegnung" und regionalen inklusiven Festen. Auf diese Weise solle die Leitidee der Inklusion ins ganze Rheinland getragen werden.