Ausgabe 21/2016 - 27.05.2016
Köln (epd). Sozialexperten mahnen Schritte zur stärkeren Umverteilung des Vermögens in Deutschland an. Es müsse mehr Geld für die Schaffung eines sozialen Arbeitsmarktes, für sozialen Wohnraum und inklusive Bildung zur Verfügung gestellt werden, forderte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsbandes, Ulrich Schneider, am 20. Mai in Köln bei der Konferenz "Armut im Rheinland" der Bundestagsfraktion der Linken. "Wir fordern eine rigorose Umverteilungspolitik, die sich einsetzt für die Besteuerung hoher Vermögen und eine stärkere Besteuerung sehr hoher Einkommen."
Der Kölner Sozialwissenschaftler und Bildungsforscher Christoph Butterwegge kritisierte, das Ausmaß der Armut in Deutschland werde häufig nicht wahrgenommen. "In Öffentlichkeit und Medien überwiegt immer noch das Bild einer nivellierten Mittelstandsgesellschaft." Dabei gebe es Regionen wie Köln und Düsseldorf, in denen es großen Wohlstand gebe, aber zugleich die Armut zunehme.
Im Großraum Köln-Düsseldorf, in dem fünf Millionen Menschen leben, stieg die Armut nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes seit 2006 um 31 Prozent auf mittlerweile überdurchschnittliche 16,8 Prozent. Köln liege mit einer Armutsquote von 20,5 Prozent mittlerweile auf dem Niveau des Ruhrgebiets.
Der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich müsse durch eine gerechtere Verteilung von Vermögen entgegengewirkt werden, forderte Butterwegge. Dazu bedürfe es unter anderem einer gerechteren Besteuerung des Erbes großer Vermögen. Butterwegge kritisierte die geplante Erbschaftssteuerreform, bei der sich die Vermögenden dank ihrer stärkeren Lobby durchgesetzt hätten. Es könne nicht angehen, dass Erben großer Konzerne weiterhin erben könnten, ohne einen Cent Erbschaftssteuer zu zahlen.