sozial-Politik

Bevölkerung

Bevölkerungsforscher: Geburtenrate weiterhin sehr niedrig




Drillinge in Sachsen-Anhalt.
epd-bild / Steffen Schellhorn

Der Trend sinkender Geburtenzahlen in Deutschland ist laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) gestoppt. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) verwies Forschungsdirektor Martin Bujard auf eine eigene Studie, wonach die "Geburtenrate nicht weiter sinkt und sich sogar etwas erholt hat. Das ist sehr positiv". Zugleich betonte der Fachmann aber auch, dass die deutsche Geburtenrate mit 1,50 Kindern je Frau im Vergleich etwa zu Frankreich oder den skandinavischen Ländern "weiterhin sehr niedrig ist".

Bujard berichtete, dass sein Institut in der Forschung mit der endgültigen Kinderzahl eines Frauenjahrgangs arbeitet. Die lasse sich in der Regel erst dann feststellen, wenn die Frauen 50 Jahre alt sind. "Erst dann werden diese Zahlen offiziell bekanntgegeben. Im Moment haben wir diese Daten bis zum Geburtsjahrgang 1966."

Seinen Angaben nach hatten die Frauen des Jahrgangs 1933, die heute 83 Jahre alt sind, mit im Schnitt 2,22, Kindern die höchste Kinderzahl im 20. Jahrhundert: "Seitdem ist diese Zahl jedes Jahr kontinuierlich zurückgegangen." Sie lag 1968 auf dem Tiefpunkt bei 1,49 Kindern je Frau. Bei jüngeren Frauen ist sie laut Bujard "wieder angestiegen, heute 40-jährige Frauen werden auf durchschnittlich 1,6 Kinder kommen".

Bujard betonte, um die Generationen stabil zu halten, sei eine Rate von 2,1 Kindern je Frau nötig: "Davon sind wir noch weit entfernt." Die durchschnittliche Kinderzahl stieg 2015 auf 1,50 Kinder je Frau, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am 17. Oktober mitgeteilt hatte.

Der Experte sieht einen Grund für die Trendwende in der Familienpolitik der Bundesregierung, vor allem in der besseren externen Betreuung von Kleinkindern. Wirkung zeigten zudem die besseren Arbeitsmarktchancen von Frauen.

Auch nehme die Zahl der Migranten bundesweit zu. Diese Bevölkerungsgruppe habe meist mehr Kinder als die deutschen Mitbürger. Die vielen Flüchtlinge, die im Vorjahr nach Deutschland kamen, spielen in diesen Berechnungen keine große Rolle: "Sie hätten schon bei ihrer Einreise schwanger sein müssen."

Familienpolitik wirke stets langfristig, sagte Bujard. Doch könne die Politik "die Geburtenrate niemals steuern". Studien belegten zudem, dass die Geldleistungen alleine auf die Kinderzahlen keinen markanten Einfluss haben.

Dirk Baas

« Zurück zur vorherigen Seite


Weitere Themen

Länderübergreifende Anlaufstelle der Frauenhäuser

Hamburg und Schleswig-Holstein haben künftig eine gemeinsame Anlaufstelle der Frauenhäuser mit dem Namen "24/7". Sie kann unter 040/8 000 41 000 erreicht werden. Die Adresse ist geheim. Hier finden von Gewalt betroffene Frauen rund um die Uhr Schutz und Beratung durch pädagogische Fachkräfte. Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard und Schleswig-Holsteins Sozialministerin Kristin Ahlheit (beide SPD) stellten die Einrichtung am 17. Oktober vor.

» Hier weiterlesen

Mehr Hilfen für Palliativ- und Hospizversorgung gefordert

Mediziner, Wissenschaftler sowie Patientenvertreter fordern eine bessere finanzielle und qualitative Ausstattung der Hospiz- und Palliativversorgung. "Wir müssen zu einer sorgenden Gesellschaft kommen. Dazu gehört auch, Leben und Tod zu enttabuisieren", sagte der Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands, Winfried Hardinghaus, bei der Vorstellung von Leitlinien zur Umsetzung der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland" am 17. Oktober in Berlin.

» Hier weiterlesen

Land Berlin finanziert Therapieangebot für Pädophile

Der Berliner Senat will im kommenden Jahr die Finanzierung der Präventionsarbeit für pädophile Männer und Jugendliche an der Berliner Charité übernehmen. Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) gab am 18. Oktober in Berlin bekannt, für 2017 würden 570.000 Euro zur Verfügung gestellt. Davon sollen 350.000 Euro für die Behandlung von Patienten und 220.000 Euro für die Forschung eingesetzt werden.

» Hier weiterlesen