Ausgabe 06/2017 - 10.02.2017
Köln (epd). Experten fordern, Flüchtlinge so schnell wie möglich aus Notunterkünften und Heimen herauszuholen und in eigenen Wohnungen unterzubringen. "Erst dann kann eine Integration in ein Wohngebiet und die Gesellschaft im weiteren Sinne gelingen", sagte Jürgen Friedrichs vom Institut für Soziologie und Sozialpsychologe der Universität Köln am 2. Februar auf dem Kölner Flüchtlingsgipfel. Zu diesem Zweck sei es auch wichtig, Flüchtlinge über das ganze Stadtgebiet zu verteilen, auch "in Gebiete der Mittelschicht und der oberen Mittelschicht", betonte der Wissenschaftler.
Jörg Friedrich von der Fakultät für Architektur und Landschaft der Leibniz-Universität Hannover warb dafür, Flüchtlinge nicht nur als jemanden zu sehen, "der uns lästig ist, sondern den wir benötigen". Die Forschung habe gezeigt, dass Flüchtlinge gebraucht würden, um die Bevölkerungsdichte und die Bevölkerungszahl in Deutschland auf dem Stand von heute zu halten.
Um eine bessere Durchmischung der Wohnviertel zu erreichen, riet er davon ab, "den Standard der Wohnqualität herunterzuschrauben". Stattdessen forderte er eine "hochwertige Architektur", die anders gefördert wird: "weg von der Objektförderung, hin zur Subjektförderung." Nach Ansicht von Friedrich sollte nicht mehr das fertige Wohnobjekt befördern werden, sondern stattdessen der Mieter, der es sich dann erlauben kann, in einer hochwertigen Immobilie zu wohnen. Der Architekt warb für die Einführung eines "Grundstandards" für alle Bauvorhaben mit einer guten Bausubstanz: "Die Alternative wäre es, billigen Ramsch zu bauen, der dann nach ein paar Jahren wieder abgerissen wird."