sozial-Politik

Familie

Kinder verändern Gleichgewicht in der Partnerschaft




Ein Vater bringt sein Kind zur Tagesmutter.
epd-bild/Jens Schulze
Die traditionellen Geschlechterrollen bestehen fort. Für Frauen bedeutet das nach der Geburt eines Kindes: Sie erledigen erheblich mehr unbezahlte Arbeit. Auch bei Männern erhöht sich mit der Vaterschaft die Arbeitsbelastung, jedoch in anderer Form.

Die Geburt eines Kindes verändert in einer Partnerschaft die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau erheblich. Wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung am 28. August in Wiesbaden mitteilte, wenden junge Eltern für Beruf und unbezahlte Tätigkeiten rund 63 Stunden pro Woche auf. Mütter übernehmen laut einer aktuellen Studie nach der Geburt des ersten Kindes mit 51 Wochenstunden für Betreuung und Tätigkeiten im Haushalt die Hauptverantwortung für den Nachwuchs. Ihr berufliches Engagement fahren sie demnach auf durchschnittlich zwölf Wochenstunden zurück. Viele Frauen übten ihren Beruf anschließend nicht wieder in vollem Umfang aus.

Zementierte Rollenverteilung

Frischgebackene Väter konzentrierten sich dagegen auf die Sicherung des Lebensunterhalts. Der Studie zufolge arbeiten sie durchschnittlich 31 Stunden pro Woche im Job. Unbezahlte Tätigkeiten im Haushalt, Kinderbetreuung, Weiterbildung und das Pendeln nähmen weitere 32 Stunden in Anspruch. Die ungleiche Zeitverteilung von bezahlter Erwerbsarbeit und unbezahlter Arbeit im Haushalt zementiere die traditionelle Rollenverteilung, hieß es.

Das traditionelle Familienbild sei immer noch stark verankert, erklärte die Soziologin Ralina Panova vom Institut. "Obwohl das Bewusstsein zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesellschaftlich gestiegen ist, führt die Geburt eines Kindes immer noch zu einer Retraditionalisierung der Geschlechterverhältnisse."

Dies habe auch zur Folge, dass Mütter oftmals Abstriche bei den Karriereaussichten machten und deutlich weniger verdienten als Väter, was sich später auf die Alterssicherung auswirke. Ein Wiedereinstieg in den Beruf zum selben Umfang wie vor der Geburt des Kindes finde in der Regel nicht statt. Gerade in ländlichen Gegenden seien auch die Betreuungsmöglichkeiten noch nicht ausreichend, um beiden Elternteilen nach der Geburt eines Kindes die Rückkehr in Vollzeitarbeit zu ermöglichen, sagte Panova.

Einbußen in der Freizeit

In der Familenphase nach der Geburt des ersten Kindes (im Durschnitt ab dem 29. Lebensjahr) ist der Studie zufolge eine deutliche Zunahme der Gesamtbelastung für beide Geschlechter zu erkennen, wobei in dieser Phase die Belastung bei Männern überproportional ansteige und das Niveau der Frauen erreiche. Auffällig sei, dass es bei Männern mit der Geburt des ersten Kindes große Einbußen in der Freizeit gebe, während Frauen schon in einer früheren Lebensphase (26-28 Jahre) weniger Wochenstunden für Freizeit zur Verfügung hätten.

Mit zunehmendem Alter des jüngsten Kindes führe ein abnehmender Betreuungsaufwand wieder zu einer moderaten Zunahme der Erwerbstätigkeit bei den Frauen auf bis zu 20,6 Stunden die Woche. Damit verblieben sie aber deutlich unter dem Niveau der Männer, schreiben die Autoren der Studie. Dies spiegele sich insbesondere in der starken Verbreitung von Teilzeitarbeit bei Frauen wider.

Die Studie zeigt auch, dass schon in der Lebensphase vor der Geburt eines Kindes Unterschiede in der Arbeitsbelastung zwischen Mann und Frau bestehen. "Während bei der bezahlten Arbeit lediglich in der Altersgruppe 20 bis 22 die Männer mit 24 Stunden gegenüber 17 Stunden bei Frauen eine deutlich stärkere Belastung mit Erwerbsarbeit aufweisen, ist bei den Frauen bereits in dieser Phase durchweg eine deutlich stärkere Belastung durch Hausarbeit zu erkennen", heißt es. Dies führe ingesamt zu einer stärkeren Arbeitsbelastung bei Frauen mit bis zu 54 Wochenstunden gegenüber 48 Stunden bei Männern.

David Schäfer

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