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Diakonische Träger aus Berlin fusionieren




Vielfalt im Großen: Die Einrichtungen des Evangelischen Johannesstifts fusionieren mit der Paul Gerhardt Diakonie.
epd-bild/Jürgen Blume
Zum ersten Januar entsteht in der Bundeshauptstadt ein neues Gesundheits- und Sozialunternehmen, das 8.600 Mitarbeiter beschäftigt. Der Name: Paul Gerhardt Diakonie gAG.

Zwei große diakonische Träger aus Berlin schließen sich zusammen: Der Berliner Krankenhausträger Paul Gerhardt Diakonie fusioniert zum 1. Januar 2018 mit dem Evangelischen Johannesstift, wie der Sprecher des Vorstandes, Martin von Essen, am 5. Dezember in Berlin erläuterte.

Das neue diakonische Gesundheits- und Sozialunternehmen mit dem Namen Paul Gerhardt Diakonie gAG mit rund 8.600 Mitarbeitern wird neben dem Schwerpunkt in der Region Berlin-Brandenburg auch in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Niedersachsen tätig sein.

Reaktion auf steigenden Kostendruck

Der künftige Träger verfügt über zehn Krankenhäuser, rund 30 Einrichtungen zur Betreuung älterer Menschen und mehr als 40 in der Jugendarbeit. Hinzu kommen den Angaben zufolge zahlreiche Angebote für Menschen mit Behinderung, Inklusionsbetriebe, Hospizarbeit, zwei Akademien zur Ausbildung sowie Angebote zur Personalentwicklung und -vermittlung. Als die drei tragenden Säulen des Sozialunternehmens benannte von Essen fachliche Professionalität, eine gute Ökonomie und im geistlichen Bereich Spiritualität und Ethik.

Von Essen betonte, Ziel der Partner sei es, vor dem Hintergrund eines wachsenden Kostendruckes die Herausforderungen in der Gesundheits- und Sozialbranche besser zu meistern: "Wir können das zusammen besser, als wenn es jeder einzeln macht." Der Verbund sei in diesem Bereich der größte Träger in Ostdeutschland und in der Zukunft auch für weitere Partner offen, sagte der Sprecher des Vorstandes.

Kooperation bereits seit dem Jahr 2015

Die beiden jeweils in Berlin-Spandau beheimateten Träger hatten schon in der Vergangenheit eng zusammengearbeitet. Die Fusion war bereits 2015 von den Aufsichtsgremien beschlossen worden. Durch die Fusion zu einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft ergänzten sich die Angebote ideal, sagte von Essen. Angestrebt werde, die diakonisch-soziale Angebotsstruktur im Nordosten Deutschlands zu stärken und zu erweitern. Für die Mitarbeiter bedeute die Fusion eine größere Stabilität und Sicherheit. Kündigungen seien ausgeschlossen.

Von den derzeit rund 8.600 Mitarbeitern arbeiten knapp 5.000 in Krankenhäusern, erläuterten Finanzvorstand Andreas Mörsberger und Personalvorstand Andreas Arentzen. Der Umsatz des künftigen Unternehmens liege bei 580 Millionen Euro im Jahr, im Krankenhausbereich allein sind es rund 400 Millionen Euro.

Stiftung ist alleinige Aktionärin

Der Verein Paul Gerhardt Diakonie e.V. war zuvor im Rahmen eines Rechtsformwechsels in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft umgewandelt worden. Alleinige Aktionärin ist die Stiftung Evangelisches Johannesstift SbR. Die Tochtergesellschaften des Evangelischen Johannesstifts werden zum 1. Januar 2018 Teil der gemeinnützigen Aktiengesellschaft und arbeiten ab dann unter dem gleichen Dach wie die Tochtergesellschaften der Paul Gerhardt Diakonie.

Das neue Unternehmen wird von einem vierköpfigen Vorstand geführt: Pfarrer Martin von Essen (Sprecher des Vorstandes), Andreas Mörsberger (Vorstand Finanzen), Andreas Arentzen (Vorstand Personal), Professor Lutz Fritsche MBA (Vorstand Medizin).

Der Aufsichtsrat setzt sich den Angaben nach aus acht Personen zusammen, die bisher jeweils zur Hälfte in den Aufsichtsgremien beider Unternehmen tätig waren. Aufsichtsratsvorsitzender ist der frühere Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und heutige Juristische Direktor der Evangelischen Wittenbergstiftung, Ulrich Seelemann. Die Stiftung Evangelisches Johannesstift wird ebenfalls von vier Personen geleitet. Der Stiftungsrat, bestehend aus 20 Personen, ist das Aufsichtsgremium der Stiftung und nimmt für die Stiftung die Rechte als Aktionärin wahr.

Jens Büttner

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