sozial-Politik

Bundesregierung

Merkel: "Der Kampf für die Gleichberechtigung geht weiter"




Kanzlerin Merkel beim Empfang der Sternsinger in Berlin.
epd-bild / Christian Ditsch
Vertreter der geschäftsführenden Bundesregierung haben zum internationalen Frauentag am 8. März einen stärkeren Einsatz für Frauenrechte versprochen. Es gebe noch viel zu tun für alle Ministerien, hieß es.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte in einer Videobotschaft, der Internationale Frauentag sei nicht nur ein Tag zum Zurückblicken, sondern "ein Tag, an dem wir sagen: Der Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen geht weiter". Es müsse darum gehen, "gleiche Rechte für Frauen" schaffen und natürlich auch für neue Aufgaben für Männer zu finden. Das gelte für Deutschland, aber noch mehr für viele Länder, in denen Frauen grundlegende Rechte verwehrt seien.

Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) sagte bei einem Empfang in der französischen Botschaft in Berlin, dieser Kampf sei nötiger als in den vergangenen Jahrzehnten. Als junge Frau habe sie immer geglaubt, dass es beim Thema Gleichstellung nur voran ginge. Leider müsse man aber feststellen, dass die Bewegung in Deutschland eher eine andere Richtung nehme. Barley verwies auf den gesunkenen Frauenanteil im Bundestag auf noch knapp 31 Prozent. Zudem kritisierte sie die rechtskonservative Haltung, dass Gleichstellung eine Fehlentwicklung sei.

Barley: Brauchen über all den Gender-Blick

Barley sagte, der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD verlange eine Gleichstellungsstrategie der Bundesregierung. "Wir brauchen den Gender-Blick in allen Ministerien", sagte sie. Wenn immer nur das Frauenministerium das Thema bearbeite, "kommen wir nicht wirklich vorwärts", sagte Barley.

Zudem forderte sie die konsequente Umsetzung aller internationalen Verpflichtungen zur Stärkung von Frauenrechten. Ob und welchen Platz Barley im künftigen Kabinett einnimmt, ist noch nicht bekannt.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU), der im neuen Kabinett im Amt bleibt, erinnerte zum Frauentag daran, dass insbesondere in Entwicklungsländern Frauen und Mädchen häufiger von Gewalt und Ausbeutung betroffen seien. Frauenrechte seien immer noch keine Selbstverständlichkeit, erklärte er.

ILO beklagt fehlenden Jobs für Frauen

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) beklagte die weltweit anhaltende Benachteiligung von Frauen auf den Arbeitsmärkten. Frauen seien weniger stark im Erwerbsleben vertreten und zugleich stärker vom Jobverlust betroffen als Männer. Trotz vieler Fortschritte sei die Welt von einer echten Gleichstellung von Frauen und Männer auf den Arbeitsmärkten noch weit entfernt, sagte Deborah Greenfield, stellvertretende ILO-Generaldirektorin.

Laut den globalen ILO-Prognosen liegt die sogenannte Erwerbsbeteiligungsquote von Männern 2018 bei 75 Prozent, bei Frauen hingehen nur bei 48,5 Prozent. Dieser "Gender Gap" betrage somit 26,5 Prozentpunkte, hielt die UN-Organisation fest. Am geringsten sei der Unterschied in den Industrieländern. Dort schlügen sich Erfolge in der Bildungs- und Ausbildungsförderung von Mädchen nieder. Veränderungen in der Einstellung zur Berufstätigkeit von Frauen und Müttern sowie bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zeigten ebenfalls Wirkung.

Auch daran wolle die Bundesregierung weiterarbeiten, sagte Barley mit Verweis auf den Koalitionsvertrag. Dort wird unter anderem ein Rückkehrrecht auf Vollzeit versprochen. Insbesondere Frauen sind derzeit oft in der sogenannten Teilzeit-Falle gefangen, wenn sie zuvor ihre Arbeitszeit für Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen reduziert hatten.

Corinna Buschow

« Zurück zur vorherigen Seite


Weitere Themen

Forscher: Integration der Flüchtlinge ist ein Erfolg

Die Integration der Flüchtlinge in Deutschland seit 2015 lässt sich nach Ansicht des Osnabrücker Migrationsforschers Christoph Rass als Erfolgsgeschichte lesen. In relativ kurzer Zeit hätten Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft es geschafft, Strukturen zur Unterbringung und Versorgung, zur Sprachvermittlung und zur Integration in den Arbeitsmarkt aufzubauen.

» Hier weiterlesen

Präsident rechnet für 2018 mit Verfahrenswelle zum Asylrecht

Deutschlands höchstes Verwaltungsgericht ist überlastet. Ein Grund: komplexere Verfahren. Und die Arbeit wird nicht weniger: Für 2018 rechnet das Bundesverwaltungsgericht damit, dass viele Klagen zum Asylrecht aus den Vorinstanzen Leipzig erreichen.

» Hier weiterlesen

Deutschtürken und Russlanddeutsche gehen seltener wählen

Deutschtürken haben bei der Bundestagswahl einer Studie zufolge tendenziell linker und Russlanddeutsche tendenziell rechter gewählt als der Durchschnitt. Wie eine am 5. März veröffentlichte Studie der Universitäten Duisburg-Essen und Köln ergab, lag zudem die Wahlbeteiligung bei den beiden Migrantengruppen deutlich unter der allgemeinen Wahlbeteiligung: Während diese 76,2 Prozent betrug, gaben laut Studie nur 64 Prozent der Deutschtürken und 58 Prozent der Russlanddeutschen ihre Stimme ab.

» Hier weiterlesen