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Gastbeitrag

"Christliches Profils seriös nach außen darstellen"




Michael Fischer
epd-bild/Joachim Albrecht/St.-Franziskus-Stiftung
Christliche Einrichtungen wollen sich in ihren Diensten und Leistungen bewusst von anderen Trägern abheben. Sie stellen oft hohe Ansprüche an sich selbst, doch fällt ein erkennbar christliches Profil nicht vom Himmel. Wie sich dieser Selbstanspruch einlösen lässt, zeigt die St. Franziskus-Stiftung Münster, einer der größten konfessionellen Klinikträger Deutschlands. Die Stiftung nutzt ein spezielles Managementinstrument. Wie das bei dem katholischen Träger funktioniert, erläutert Michael Fischer in seinem Gastbeitrag.

Wie andere kirchliche Träger haben die Einrichtungen der St. Franziskus Stiftung zahlreiche Maßnahmen ergriffen, Initiativen entwickelt und Projekte realisiert, um ihr christliches Profil umzusetzen. Wir sind der Meisung: Die Einlösung des christlichen Selbstanspruches ist ein stetiger Unternehmensentwicklungsprozess, für den es geeigneter Instrumente und Maßnahmen bedarf.

Dazu haben wir ein Managementinstrument namens "Christlichkeit im Krankenhaus" (CiK) entwickelt. Dieses Instrument hat zum Ziel, das christliche Profil in den Einrichtungen unserer Stiftung, die zu den größten konfessionellen Krankenhausträgern Deutschlands zählt, zu stärken und nachvollziehbar transparent zu machen.

Dazu wurden Standards festgelegt und mit entsprechenden Indikatoren hinterlegt. Mit Hilfe des CiK ist es nun für Krankenhäuser möglich, sich im Hinblick auf ihr christliches Profil selbst einzuschätzen, einem Reflexionsgespräch zu stellen und darauf aufbauend weitere Schritte zu planen.

Strukturen und Prozesse werden zusammengeführt

Wir halten das CiK für ein praxistaugliches Instrument, mit dessen Hilfe vorhandene Strukturen, Prozesse und Aktivitäten in einer Gesamtsystematik zusammengeführt werden. Es hilft Trägern und Einrichtungen, die Entwicklung ihres christlichen Profils gezielt und nachhaltig voranzubringen. Die Christlichkeit einer Einrichtung wird dadurch zu einem Bereich, der systematisch im Blick- und Verantwortungsfeld der Unternehmensleitung liegt. Zudem fördert das CiK den Austausch und ermöglicht Lernerfahrungen für alle Beteiligten.

Freilich: Das CiK ist nur ein Hilfsmittel. Die Maßnahmen sollen in erster Linie den Patienten und Mitarbeitern zugutekommen. Die Patienten sollen sicher davon ausgehen können, dass in einer christlichen Einrichtung Mindeststandards erfüllt werden oder zumindest daran ernsthaft und gewissenhaft gearbeitet wird.

In gleicher Weise soll das CiK dazu dienen, die Arbeit im Bereich des christlichen Profils seriös nach außen darzustellen. Es geht nicht um ein plakatives Marketing, sondern um eine verantwortete Berichterstattung. Was in der Öffentlichkeit dargestellt wird, muss durch interne Maßnahmen und Ergebnisse gedeckt sein.

Interdisziplinäres Team leistete Entwicklungsarbeit

Das CiK wurde von einem interdisziplinär zusammengesetzten Team entwickelt. Alle bestehenden Instrumente wie beispielsweise proCum Cert sind im Rahmen der Entwicklung gesichtet worden. Das CiK umfasst unterschiedliche Unternehmensbereiche. Es ist in fünf Themenbereiche gegliedert: Werte, Patienten und Bewohner, Mitarbeiter, Prozesse und Partner, Finanzen und Ressourcen.

Alle fünf Themenbereiche werden in weiteren Unterkapiteln entfaltet. Für den Bereich Werte sind das beispielsweise: Unternehmensgestaltung, Seelsorge, Spiritualität, Ethik, Schöpfung. Zudem folgt noch eine dritte Gliederungsebene. Mit dieser Untergliederung ist schließlich eine Konkretionsebene erreicht, die eine angemessene Abbildung in Indikatoren ermöglicht. Insgesamt besteht das CiK aus fünf Themenbereichen, 46 Themenfeldern und über 200 Indikatoren.

Wie funktioniert nun die Arbeit mit dem CiK konkret? Wer damit arbeitet, erstellt zunächst eine Selbstbewertung. Dazu werden die Indikatoren auf der Grundlage eines Ampelsystems beurteilt. Nach der Selbstbewertung sind die gesamten Indikatoren und Themenfelder mit Farben hinterlegt, die sich am bekannten Ampelprinzip orientieren.

Das Team der Selbstbewertung setzt sich mindestens zusammen aus dem Geschäftsführer/Kaufmännischen Direktor, dem Pflegedirektor/der Pflegedienstleitung, einem Mitarbeiter aus der Pflege, einem Mitglied der MAV, einem Qualitätsbeauftragten, einem Seelsorger und dem Vorsitzenden des Ethikkomitees. Der Zeitaufwand beträgt je nach Größe der Einrichtung drei bis fünf Stunden.

Reflexion und Selbstbewertung

Einige Woche nach der Selbsteinschätzung folgt ein sogenanntes Reflexionsgespräch, in dem die Selbstbewertung mit drei Personen aus dem CiK-Team besprochen wird. Hierfür ist ein halber Tag vorgesehen. Im Anschluss an das Reflexionsgespräch erstellt die Einrichtung einen verbindlichen Maßnahmenplan. Insgesamt haben wir darauf geachtet, dass das Verfahren mit einem überschaubaren Zeitaufwand zu bearbeiten ist.

Inzwischen ist die Pilotphase abgeschlossen und fünf unserer Krankenhäuser haben sich auf der Grundlage des CiK selbst bewertet. Bei drei Einrichtungen fanden bereits die Reflexionsgespräche statt. Das CiK ist auch auf die Bedürfnisse von Behinderten- und Senioreneinrichtungen angepasst worden. Eine unserer Behinderteneinrichtung hat das Verfahren ebenfalls komplett durchlaufen. Im nächsten Schritt werden alle Einrichtungen der Franziskus Stiftung mit dem CiK arbeiten.

Das CiK ist zwar von der Franziskus Stiftung entwickelt worden, kann aber auch in weiteren kirchlichen Krankenhäusern des Bistums Münsters zum Einsatz kommen. Dazu gibt es eine Kooperation mit dem Bischöflichen Generalvikariat des Bistums Münster und dem Diözesan-Caritasverband des Bistums.

Dazu ist eine Steuerungsgruppe eingesetzt worden, die die Anwendung des CiK koordiniert. In einer Netzwerkkonferenz treffen sich künftig Vertreter aller teilnehmenden Einrichtungen, um Erfahrungen auszutauschen und das CiK weiterzuentwickeln. Schließlich sind regelmäßige CiK-Foren geplant, auf denen Erfahrungen und Informationen auf der Arbeitsebene ausgetauscht werden können.

Zusammenarbeit folgt genauen Spielregeln

Auf diesem Weg soll und wird sich das CiK weiterentwickeln. Für die gemeinsame Zusammenarbeit sind Spielregeln aufgestellt, in denen es darum geht, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und Wissen zu teilen. Eine Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Träger und Leitungen die Teilnahme ernsthaft unterstützen und entsprechende Ressourcen zur Verfügung stellen.

Für die Teilnahme am CiK gibt es kein Zertifikat. Es geht nicht darum, von außen zu beurteilen, ob eine Einrichtung ein christliches Profil hat oder nicht. Dieses Urteil wäre vermutlich auch vermessen. Vielmehr geht es darum, dass sich eine Einrichtung ehrlich und selbstkritisch den Kriterien stellt und sich auf diesen Prozess einlässt.

Wer sich daher mit Hilfe des CiK auf den Weg macht, braucht den Mut zu einer offenen und ehrlichen Selbsteinschätzung. Wer sich selbst täuschen möchte, kann das tun. Aber warum sollte er sich diese Mühe machen, wenn er dafür kein Zertifikat bekommt? Das CiK versteht sich also nicht als ein Sanktionsinstrument, sondern bewusst als ein Instrument zur Motivation.

Michael Fischer verantwortet das Ressort Leitbildkoordination und Qualitätsmanagement bei der St. Franziskus-Stiftung Münster.

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