sozial-Politik

Gewaltschutz

Hintergrund: Beratung und Hilfen in Deutschland



Das erste Frauenhaus Deutschlands wurde 1976 in Berlin eröffnet. Aktuell gibt es bundesweit rund 350 mit 6.700 Plätzen zum Schutz vor häuslicher Gewalt. Zu den Trägern zählen Diakonie, Caritas oder Arbeiterwohlfahrt. Rund 150 bezeichnen sich als "Autonome Frauenhäuser".

Die Finanzierung der Schutzeinrichtungen und Beratungsstellen ist in den jeweiligen Landesgesetzen geregelt. Frauenhäuser und Hilfsverbände fordern einheitlichere Rahmenbedingungen, um Opfern schnell und unkompliziert Schutz gewähren zu können. Die Finanzierungslandschaft gleiche einem Flickenteppich, kritisiert die Frauenhauskoordinierung: "Finanzierungsquellen sind Landesmittel und kommunale Mittel, dazu kommen Kostenbeteiligungen von Frauen sowie Eigenmittel der Träger."

Gewalt ist ein schichtübergreifendes Phänomen

Gewalt gegen Frauen ist nicht nur ein Problem bestimmter Gesellschaftsschichten, wie sich aus den Erfahrungen der Mitarbeiterinnen des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben ergibt. Die Beratungsarbeit und Studien der Bundesregierung zeigen: Gewalt kann jede Frau treffen - unabhängig von Alter, sozialem oder kulturellem Hintergrund.

Auch die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt belastet die Frauenhäuser. Alleinerziehende Mütter haben es bei der Wohnungssuche oft schwer - vor allem, wenn sie Hartz IV beziehen, mehr als ein Kind oder einen Migrationshintergrund haben. Deshalb blieben viele Frauen auch nach der Zeit der Stabilisierung und psychosozialen Begleitung auf das Frauenhaus als Wohnort angewiesen, erklären die Autonomen Frauenhäuser in Köln. Damit müssen Frauen, die akut von Gewalt betroffen sind, noch häufiger abgewiesen werden.

Großer finanzieller Schaden durch Gewalt

Zusätzlich zu den körperlichen und psychischen Verletzungen der Opfer richtet häusliche Gewalt auch einen großen finanziellen Schaden an. Denn durch Gewalt gegen Frauen entstehen nach einer Berechnung des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) Kosten von mehr als 17 Milliarden Euro - in Deutschland, pro Jahr. Dort sind etwa Verdienstausfälle der Betroffenen, medizinische Versorgung und Polizeieinsätze einberechnet.

Geschlechtsspezifische Gewalt richtet sich meist gegen Frauen (82 Prozent der Fälle), aber auch Männer können betroffen sein. Bundesweit gibt es einige wenige Männerhäuser, beispielsweise in Sachsen.