sozial-Branche

Behinderung

Leserbrief: "Berichte treffen über Gehörlosigkeit treffen genau den Kern"



epd sozial Nr. 7 vom 15. Februar 2019: "Taub und ausgeschlossen"

Vielen Dank für die beiden Berichte von Jana-Sophie Brüntjen über Gehörlose/Gehörlosigkeit. Sie treffen genau den Kern. Unsere Tochter gehört zu den Opfern des deutschen Methodenstreits, hat dennoch ihr (Fach-)Abitur gemacht und ein Bachelor-Studium abgeschlossen.

Wie viele Kämpfe wir dafür mit Schulen und Behörden ausgefochten habe, teilweise gerichtlich, ist unvorstellbar. Welche Kritik wir sogar von Freunden dafür einstecken mussten auch. Mein Argument war immer: Ich habe mir nicht ausgesucht, dass meine Tochter gehörlos ist, und ich möchte nur, dass sie die gleichen Chancen hat wie ein hörendes Kind. Das ist auch heute in Deutschland noch nicht möglich.

Unsere Tochter lebt jetzt in Belgien, hat ein kleine gehörlose Tochter (sechs Monate), und ich bin gespannt, was dort alles anders ist als in Deutschland. Anders ist zum Beispiel, dass Gehörlose dort auch für private Angelegenheiten kostenfrei Gebärdendolmetscher erhalten. Davon profitieren wir enorm, da bei Familienfesten mit ihrer gehörlosen Schwiegerfamilie immer unseretwegen ein Gebärdendolmetscher da ist.

Unsere Tochter würde die Erfahrungen von Sascha Nuhn bei Familienfeiern jederzeit unterschreiben. Ihre Bachelorarbeit hat sie übrigens über die Sprachentwicklung von gehörlosen Kindern in mehreren Ländern geschrieben.

Ute Burbach-Tasso, Berlin