sozial-Thema

Sterbehilfe

"Humanität entscheidet sich am Umgang mit dem Tod"



Das Urteil aus Karlsruhe zur Sterbehilfe hat eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Kommentare hervorgerufen. epd sozial liefert die Auswahl der wichtigsten Stimmen aus Kirchen und sozialen Verbänden.

"Wir befürchten, dass die Zulassung organisierter Angebote der Selbsttötung alte oder kranke Menschen auf subtile Weise unter Druck setzen kann, von derartigen Angeboten Gebrauch zu machen." Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

"Die Humanität einer Gesellschaft hängt davon ab, wie sie mit Sterbenden umgeht." Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland

"Sterbehilfe kann kein Geschäftsmodell sein." Franz-Josef Overbeck, Bischof in Essen

"Beihilfe zum Suizid darf keine Alternative zu einer aufwendigen Sterbebegleitung sein. Ich befürchte, dass diese Entscheidung nun eine Dynamik mit möglichen Konsequenzen nach sich zieht, deren Folgen nicht abschätzbar sind." Ulrich Lilie, Diakonie-Präsident

"Ab heute gilt das Grundrecht auf Suizid." Roger Kusch, Vorsitzender des Vereins Sterbehilfe Deutschland

"Die Entscheidung aus Karlsruhe ist eine höchstrichterliche Ohrfeige für jene, die es unheilbar kranken und leidenden Menschen in den vergangenen viereinhalb Jahren quasi unmöglich gemacht haben, ärztliche Unterstützung beim Suizid zu erhalten." Michael Bauer, Vorstand der Humanistischen Vereinigung

"Wir werden uns weiterhin unermüdlich für eine gute Hospiz- und Palliativversorgung einsetzen. Sterbehilfe verstößt gegen die Menschwürde und gegen das christliche Menschenbild." Peter Neher, Präsident des Caritasverbandes

"'Die Ärzte für das Leben' sind durch den Inhalt aber auch durch den Ton dieses Urteils erschüttert. Einen offeneren Angriff auf die Gewissensfreiheit der Ärzte habe ich seit langem nicht mehr gesehen." Paul Cullen, Vorsitzender des Vereins Ärzte für das Leben

"Selbstbestimmt leben bedeutet auch, selbstbestimmt über das eigene Lebensende entscheiden zu dürfen. Wir dürfen schwerstkranke Menschen nicht allein lassen, wenn sie ihrem Leiden ein Ende setzen wollen. Aber: Es ist zentral, dass keine Geschäftsinteressen auf derart schwerwiegende Entscheidungen einwirken." Brigitte Döcker, Mitglied des Vorstandes des AWO-Bundesverbandes

"Besonders schwer wiegt beim Urteil die Ansicht, dass Suizidbeihilfe nicht nur bei schwerer Krankheit das Recht jedes und jeder Einzelnen sei, sondern in jeder Phase menschlichen Lebens bestehe." Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands

"Die Gesellschaft als Ganzes muss Mittel und Wege finden, die verhindern, dass die organisierte Beihilfe zur Selbsttötung zu einer Normalisierung des Suizids führt." Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer

"Die Äußerung eines Sterbewunsches als konkrete Handlungsaufforderung zu verstehen, ist viel zu kurz gegriffen. Es darf keine freie Bahn für Sterbehilfeorganisationen geben." Lukas Radbruch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin

"Das Recht des Einzelnen auf ein unversehrtes selbstbestimmtes Leben wird in ein nunmehr festgeschriebenes Recht auf Sterben geradezu verdreht. Damit wird die Schutzwürdigkeit eines jeden Lebens als gesellschaftlicher Konsens infrage gestellt. Dies widerspricht unserer christlichen Überzeugung." Elmar Pankau, Vorstandsvorsitzender der Malteser in Deutschland

"Todkranke Menschen brauchen am Ende ihres Lebens die bestmögliche Hilfe und Versorgung. Für die Diakonie stehen Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit an erster Stelle, nicht Gewinn und Profit." Dirk Ahrens, Diakoniechef und Landespastor

"Es wächst nun die Gefahr, dass in Zukunft Alte, Schwererkrankte und Gebrechliche zur Selbsttötung ermutigt werden. Das Sterben ist Teil unseres eigenen Lebens. Es darf nicht anderen, organisierten Interessen und Angeboten unterworfen werden." Thomas Adomeit, evangelischer Bischof in Oldenburg

"Gutes Schmerzmanagement, lindernde Pflege und einfühlsame Begleitung auch durch geschulte Ehrenamtliche können die Lebensqualität und den Lebenswillen Todkranker erhalten. Denn auch psychisch schwierige Lebensphasen und die Sterbezeit gehören zum Leben, nicht zum Tod." Frank Krursel, Fachreferent für palliative Versorgung bei der Caritas im Bistum Essen