sozial-Thema

Corona-Krise

Alleinerziehende: Notbetreuung von Kindern ausweiten




Schuhe einer alleinerziehenden Mutter und ihrem Kind
epd-bild/Maike Glöckner
Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter hofft auf eine Ausweitung der öffentlichen Betreuung für Kinder. Das Coronavirus bringe viele Betroffene in echte Notlagen. Dass sie erheblich unter Stress stehen, belegt eine neue Krankenkassen-Umfrage.

Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) fordert von der Bundesregierung, die Notfallbetreuung für Kinder massiv auszuweiten. "Keine Kinderbetreuung zu haben, ist für Alleinerziehende ein Notfall", sagte die Vorsitzende Daniela Jaspers am 18. März dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie warb dafür, während der Corona-Krise die Notfallbetreuungen in Kitas und Schulen für Alleinerziehende unabhängig von ihrem Beruf zu öffnen.

Eltern in Not

Dass Alleinerziehende auch jenseits von Corona unter mehr Belastungen leiden als andere Eltern, ist einer neuen Umfrage zu entnehmen. Jaspers appellierte zudem an die Arbeitgeber, Alleinerziehende bezahlt frei zu stellen.

"Wir regen hierfür staatliche Hilfen für kleine Betriebe an, verbunden mit der Verpflichtung, Eltern in Not durch bezahlte Freistellungen zu helfen", sagte Jaspers. Sie verwies darauf, dass auch die Großeltern in der Beaufsichtigung des Nachwuchses ausfallen, weil sie zu den Risikogruppen gehören. "Anders als Paarfamilien können Alleinerziehende nicht zu zweit jonglieren, um fehlende Betreuung auszugleichen." Urlaub zu nehmen, sei keine Lösung, weil niemand wisse, wie lange die Ausnahmesituation andauere.

Alleinerziehende Mütter und Väter stehen einer aktuellen Umfrage zufolge deutlich stärker unter Stress als andere Eltern. Bereits ohne "Corona-Ferien" sei die Erziehung und Betreuung für fast die Hälfte der Alleinerziehenden (46 Prozent) einer der größten Stressfaktoren, teilte die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) am 18. März in Hannover mit. In ihrem Auftrag hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im November rund 1.000 Eltern von Kindern unter 18 Jahren befragt.

Alleinerziehende unter Druck

Für getrennt lebende Eltern ist demnach auch die Arbeitsbelastung im Haushalt deutlich größer als für Paare. Darüber hinaus stünden Alleinerziehende deutlich häufiger wegen Konflikten oder Problemen in der Familie sowie finanzieller Sorgen unter Druck.

Nach Ansicht der KKH wird sich die ohnehin schon größte Herausforderung für Eltern, nämlich Familie, Haushalt und Beruf unter einen Hut zu bringen, in der Corona-Krise noch zuspitzen. Die Kasse rät, die Situation mit dem Arbeitgeber zu besprechen. Viele Unternehmen hätten individuelle Regelungen für Beschäftigte getroffen, die ihre Kinder wegen Kita- und Schulschließungen betreuen müssten. Wenn der Vertrag es nicht ausschließe, müsse der Arbeitgeber in solchen Fällen das Gehalt für wenige Tage weiterzahlen. Blieben Betreuungseinrichtungen länger geschlossen, hätten Eltern allerdings keinen Anspruch mehr auf eine bezahlte Freistellung.

Dirk Baas, Reimar Paul