sozial-Branche

Corona-Krise

Beschäftigte in Pflegebranche erhalten Sonderprämie



Pflegekräfte sind in der Corona-Krise besonders belastet. Für einen Teil der Beschäftigten winkt nun eine Bonuszahlung, auf die sich die Gewerkschaft ver.di und die Bundesvereinigung der Arbeitgeber in der Pflegebranche geeinigt haben.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Bundesvereinigung der Arbeitgeber in der Pflegebranche (BVAP) haben sich auf eine Sonderprämie für Pflegekräfte geeinigt. Wie ver.di am 6. April in Berlin mitteilte, erhalten Vollzeit-Beschäftigte angesichts der besonderen Belastung in der Corona-Krise mit dem Juli-Gehalt eine Einmalzahlung von 1.500 Euro. Teilzeitbeschäftigte bekämen eine Prämie entsprechend ihrer tatsächlich geleisteten Stunden. Die Leistung ist in den Eckpunkten eines Tarifvertrages festgehalten, der noch von den Gremien der Gewerkschaft und des Arbeitsgeberverbandes beschlossen werden muss.

"Alle Arbeitgeber sollten die Prämie zahlen müssen"

Die Prämie richtet sich an Pflegefachkräfte, Pflegehilfskräfte und Pflegeleitungen in der stationären Langzeitpflege sowie der ambulanten Pflege, die bei den Anbietern und Wohlfahrtsverbänden beschäftigt sind, die in der BVAP zusammengeschlossen sind. Auch Alltagsbegleiter, Betreuungs- und Assistenzkräfte seien eingeschlossen. Für Auszubildende sei eine Prämie von 900 Euro vorgesehen, teilte ver.di mit. Unter den BVAP-Mitgliedern sind unter anderem der Arbeiter-Samariter-Bund, die Arbeiterwohlfahrt und der Paritätische Gesamtverband.

Sylvia Bühler vom ver.di-Bundesvorstand wies darauf hin, dass die Tarifeinigung mit der BVAP noch nicht ausreiche. "Wir wollen, dass die Pflegekräfte in der Altenpflege eine Prämie bekommen, unabhängig davon, ob sie einen Tarifvertrag haben oder nicht", sagte Bühler. Sie forderte, den Tarifvertrag für allgemeinverbindlich zu erklären, damit alle Arbeitgeber die Prämie zahlen müssen. "Auch die kommerziellen Anbieter, die faire Löhne für die verantwortungsvolle Arbeit in der Pflege verweigern", fügte Bühler hinzu.

Ziel: Tarifvertrags für die gesamte Branche

Gero Kettler vom Vorstand der Arbeitgebervereinigung für die Pflegebranche sagte, die Prämie erkenne die besondere Belastung der Pflegekräfte in der Corona-Krise an. Sie ersetze allerdings keine angemessene Vergütung "für die auch im Alltag verantwortungsvolle, oft auch belastende und zu schlecht bezahlte Arbeit". Kettler betonte, dass BVAP und ver.di weiter daran arbeiteten, einen Tarifvertrag abzuschließen, der für alle Arbeitgeber gelte.

Ver.di und BVAP hatten erst am 3. April mitgeteilt, dass die Verhandlungen über einen Tarifvertrag für die Altenpflege infolge der Corona-Krise ausgesetzt seien. Ziel ist der Abschluss eines Tarifvertrags mit Mindestvergütungen für die gesamte Branche, um die Bezahlung für Pflegekräfte zu verbessern.

Patricia Averesch


Mehr zum Thema

Arbeitgeber in der Pflege fordern Finanzierung für Bonuszahlungen

Die Arbeitgeber in der Pflege wollen Boni zahlen, allerdings nur, wenn sie das Geld nicht selbst aufbringen müssen. Ein Tarifvertrag mit ver.di über Boni von 1.500 Euro beschleunigt die Extra-Prämien indes nicht, meinen Kritiker.

» Hier weiterlesen

Experte: Systemrelevante Berufe nicht nur in Corona-Krise anerkennen

Sie erhalten derzeit sehr viel Applaus. Sogar von Balkonen wird ihnen Beifall gespendet, wenn sie abends von der Arbeit im Pflegedienst, der Klinik oder im Supermarkt nach Hause kommen. Über Boni wird geredet - aber was ist mit kräftigen Lohnerhöhungen nach der Corona-Krise?

» Hier weiterlesen