sozial-Politik

Corona-Krise

Homeoffice: Arbeitspsychologen werben für feste Regeln



Arbeitspsychologinnen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen werben für feste Regeln bei einem möglichen Recht auf Arbeit im Homeoffice. Damit die Arbeit im Homeoffice gesund und produktiv vonstattengehen könne, sei neben einer optimalen technischen Ausstattung vor allem auch Gestaltungskompetenz von Arbeitgebern und Beschäftigten gefragt, erklärte die IAQ-Forscherin Anja Gerlmaier am 27. April in Duisburg. Dazu gehörten transparente Regeln für den Umgang mit E-Mails, die Festlegung einer Zeitspanne für eine Antwort, die Dokumentation von Arbeitszeiten, Lösungen zum Freizeitausgleich sowie Blockzeiten beziehungsweise angekündigte Nichterreichbarkeiten.

Risiko von Mehrarbeit erhöht

Mit Blick auf den Vorstoß von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), auch nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen Arbeitnehmern das Recht auf Arbeit im Homeoffice einzuräumen, wirbt Gerlmaier mit der Forscherin Angelika Kümmerling für eine entsprechende Vorbereitung der Arbeitnehmer. Schulungen und abteilungsübergreifende Arbeitsgruppen stellten hilfreiche Präventionsinstrumente dar, damit Beschäftigte und Arbeitgeber auf neue Formen flexiblen Arbeitens optimal vorbereitet werden. Ansonsten könnten schnell Stress und familiäre Konflikte drohen, erklärten die Forscherinnen: "Weil etwa das Homeoffice als Lösung für Kinderbetreuungsprobleme angesehen wird."

Durch die verschwindenden Grenzen von Arbeiten und Leben bestehe auch ein erhöhtes Risiko von Mehrarbeit, geben die IAQ-Expertinnen zu bedenken. Menschen im heimischen Büro arbeiteten im Schnitt bis zu vier Stunden in der Woche mehr als solche, die im Büro sitzen. Auch Pausen fielen oft geringer aus oder fielen ganz weg. Zudem könne das Homeoffice vor allem bei alleinlebenden Arbeitnehmern das Gefühl von Einsamkeit verursachen. Privater Austausch, das Schwätzchen mit Kollegen bei einem Kaffee im Büro falle weg. Virtuelle Kaffeepausen zu festen Terminen müssten eingeübt werden.

Die durch die Corona-Pandemie gesammelten Erfahrungen sollten in gesetzliche und betriebliche Überlegungen mit einfließen, hieß es. Betriebe sollten die Vorteile dieser Arbeitsform auch außerhalb von Krisenzeiten verstärkt in den Blick zu nehmen, "vor allem, wenn Telearbeit alternierend, also im Wechsel zwischen Arbeitsstätte und zu Hause, eingesetzt wird".



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