sozial-Thema

Obdachlosigkeit

Vorbild Finnland: Ein Zuhause für alle



Der massive Rückgang der Obdachlosigkeit in Finnland ist eng verknüpft mit einer Stiftung: Die Y-Foundation ist einer der wichtigsten nationalen Entwickler des Housing First-Prinzips. Das "Y" im Namen steht für das finnische Wort "yksin" , "allein". Dahinter stecht die Mission der Stiftung, allein lebenden Menschen zu helfen, ein eigenes Zuhause zu finden.

Die NGO wurde im Dezember 1985 in Helsinki als Reaktion auf eine zunehmende Wohnungsnot gegründet. Damals gabe es im Land 20.000 Obdachlose. Über 95 Prozent von ihnen waren Einpersonenhaushalte. Neun von zehn Betroffene waren männlich. Problem: Kleine Wohnungen waren besonders schwer zu bekommen.

Hier setzt die Y-Foundation den Hebel an. Sie kauft Wohnungenund bietet sie alleinlebenden Obdachlose zur Miete an. Das Konzept ging auf. Bis Ende 1991 hatte die Y-Foundation bereits 1.470 Wohnungen erworben. Insgesamt haben bis heute etwa 12.000 Menschen so ein Zuhause erhalten.

Zunächst beschaffte die Organisation Einzelwohnungen von Wohnungsunternehmen mit beschränkter Haftung mit Hilfe von STEA (Förderzentrum für soziale Wohlfahrt und Gesundheitsorganisationen). In den 2000er Jahren erweiterte die Stiftung ihre Aktivitäten um staatlich subventionierte Mietwohnungen (ARA) und baute auch selbst neue Gebäude, um obdachlose Menschen unterzubringen. Heute verfügt die Stiftung über 17.300 Wohnungen in über 50 Städten oder Gemeinden.

Finnland ist nach eigenen Angaben das einzige Land in Europa, in dem die Zahl der Obdachlosen rückläufig ist. Für Experten ist das kein Zufall, denn es wurden zahlreiche neu Programme umgesetzt. Die Denkweise in Bezug auf Obdachlosigkeit wurde völlig umgekehrt: Das gesamte System wurde auf der Grundlage des Housing First-Prinzips aufgebaut. Das Betriebsmodell basiert auf der Vorstellung, dass ein Wohnort sowohl ein Menschenrecht als auch ein Grundrecht ist. Alle Arbeiten für Obdachlose gehen in Finnland von der Annahme aus, dass die erste Unterstützungsmaßnahme die Bereitstellung von Wohnraum sein sollte.

Auch fiskalisch lohnt sich Housing First. Auf ihrer Homepage macht die Stiftung folgende Rechnung auf: Die Einsparungen bei den von einer Person benötigten Dienstleistungen können bis zu 9.600 Euro pro Jahr betragen, verglichen mit den Kosten, die der öffentllichen Hand durch deren die Obdachlosigkeit entstehen würden. Darüber hinaus spart die Unterbringung eines langjährigen Obdachlosen jährlich etwa 15.000 Euro an Steuergeldern ein.