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Corona

Jugendliche machen sich Sorgen über ihre Ausbildungschancen




Ein Jugendlicher in der Ausbildung zum Krankenpfleger
epd-bild/Jürgen Blume
Wegen der Corona-Krise bangen viele junge Menschen um ihre Ausbildung. Von der Politik fühlen sie sich laut einer Umfrage alleingelassen. Besonders skeptisch blicken Jugendliche mit niedrigen und mittleren Schulabschlüssen in die Zukunft.

Die Corona-Krise führt zu einer massiven Verunsicherung von jungen Menschen mit Blick auf ihre Chancen am Ausbildungsmarkt. Mehr als 60 Prozent der befragten jungen Menschen zwischen 14 und 20 Jahren sind der Ansicht, dass sich ihre Ausbildungschancen durch die Pandemie verschlechtert hätten, wie aus einer Umfrage hervorgeht, die die Bertelsmann Stiftung am 28. August in Gütersloh vorstellte. Vor allem Menschen mit niedrigeren Schulabschlüssen bangen um ihre Zukunft. Die Politik müsse hier jungen Menschen eine Perspektive bieten, forderte die Stiftung.

Verbreitete Enttäuschung

Ein Drittel der Befragten hat der Umfrage zufolge den Eindruck, es gebe zu wenig Ausbildungsplätze. Bei jungen Menschen mit niedriger Schulbildung teilte sogar fast die Hälfte (44 Prozent) diese Sorge. Auch wenn sie bereits einen Ausbildungsplatz hätten, äußerte sich mehr als jeder Zweite mit einem niedrigeren Abschluss verunsichert, ob die Ausbildung abgeschlossen werden könne. Junge Menschen mit höherem Schulabschluss machen sich laut der Umfrage weniger Sorgen. Bezogen auf ein Studium teilte weniger als ein Viertel (23 Prozent) der Befragten diese Befürchtung.

Die Befragung zeige eine verbreitete Enttäuschung der jungen Menschen, erklärte die Stiftung. Die Hälfte von ihnen sei der Auffassung, dass die Politik wenig bis gar nichts für Ausbildungsplatzsuchende tue. Weitere 30 Prozent sähen zwar Anstrengungen aufseiten der Politik, bewerteten sie aber als unzureichend.

Mehr als jeder zweite Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz (56 Prozent) gab demnach an, vor Corona positiv in die Zukunft geschaut zu haben. Aktuell seien es nur noch 46 Prozent. Noch extremer habe Corona die persönliche Einschätzung der Jugendlichen beeinflusst, die aktuell in Ausbildung sind, erklärte die Stiftung. Von ursprünglich fast 70 Prozent (68 Prozent) vor Corona blickten nun lediglich 50 Prozent positiv in die Zukunft. Bei einem Drittel der Befragten habe Corona Pläne platzen lassen, etwa weil der Ausbildungsvertrag aufgelöst worden sei oder der geplante Auslandsaufenthalt nicht zustande gekommen sei.

Forderung nach einer Ausbildungsgarantie

Stiftungsvorstand Jörg Dräger mahnte berufliche Perspektiven für junge Menschen an. "Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie für all diejenigen, die keinen Ausbildungsbetrieb finden", erklärte er. Wer das Abitur mache, habe in Deutschland eine weitgehende Studiengarantie, die die staatlich finanzierten Hochschulen einlösen. "Jungen Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz müssen wir eine ebenbürtige Sicherheit bieten", forderte Dräger.

Ingesamt bewerteten junge Menschen die berufliche Ausbildung trotz der Corona-Pandemie als einen attraktiven Bildungsweg. Rund zwei Drittel der Befragten mit niedriger und mittlerer Schulbildung wollten demnach eine Ausbildung machen. Auch junge Menschen mit höherer Schulbildung gaben an, eine Ausbildung machen zu wollen (22 Prozent) oder sie in Erwägung zu ziehen (43 Prozent). Mehr als 80 Prozent der befragten Azubis seien mit ihrem Ausbildungsplatz zufrieden.

Für die repräsentative Umfrage befragte das Meinungsforschungsinstitut iconkids & youth im Auftrag der Stiftung vom 7. bis 27. Juli 1.700 junge Menschen von 14 bis 20 Jahren.

Holger Spierig