Ausgabe 08/2016 - 26.02.2016
Köln (epd). Die Nationale Armutskonferenz warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft durch soziale Ungleichheit. "Es ist ganz offensichtlich, dass sich immer mehr Langzeitarbeitslose und sozial Benachteiligte in Deutschland keine Verbesserung ihrer sozialen Lage mehr erhoffen", erklärte der Sprecher der Armutskonferenz, der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel, anlässlich des Welttags der Sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar.
Wer sich abgehängt fühle, gehe häufig nicht mehr wählen, fühle sich nicht repräsentiert und sei für die Demokratie verloren. "Das Ziel muss jetzt sein, dass sich wieder mehr Menschen in einer breiten gesellschaftlichen Mitte finden und halten können", sagte Hensel.
Deutschland trenne bereits jetzt eine tiefe Kluft, warnte die Armutskonferenz, ein Zusammenschluss von Wohlfahrtsverbänden und Gewerkschaften. Trotz guter Konjunktur stagnierten die Gehälter in den unteren Lohngruppen. Nach einer Studie der Universität Duisburg-Essen sei der Anteil von Haushalten mit mittleren Einkommen zwischen 1993 und 2013 von 56 auf 48 Prozent zurückgegangen, hieß es.
Durch unsichere Beschäftigungsverhältnisse und Leiharbeit sei Arbeit längst kein Garant für mehr für Existenzsicherung oder gar Wohlstand. Zugleich seien in keinem europäischen Land die Bildungschancen so eng an die soziale Herkunft gekoppelt wie in Deutschland.
In diesem Zusammenhang begrüßte es die Armutskonferenz, dass sich die große Koalition darauf verständigt hat, dass der Mindestlohn auch für Flüchtlinge gilt. "Wir dürfen die Flüchtlinge nicht für ein Lohndumping missbrauchen", betonte Hensel.