Ausgabe 41/2016 - 14.10.2016
Stuttgart (epd). Die Versorgung sterbenskranker Patienten ist nach Ansicht des Hospiz- und Palliativ-Verbandes Baden-Württemberg in ländlichen Regionen lückenhaft. Vor allem die Schmerzbehandlung sei oft "unzureichend", sagte Verbandsvorsitzende Susanne Kränzle beim zweiten Hospizkongress am 11. Oktober in Stuttgart. Die Allgemeine Ambulante Palliativversorgung sollte bereits bei der Diagnosestellung einer lebensbegrenzenden Erkrankung eingeschaltet werden, forderte sie.
Nach Hochrechnungen der Bundesregierung sei davon auszugehen, dass rund zehn Prozent der sterbenden Menschen eine stationäre Palliativversorgung benötigten, sagte Kränzle. Damit bräuchten fast 90 Prozent Zugang zu einer ambulanten Betreuung im Pflegeheim, Krankenhaus oder zu Hause. Um dies zu erreichen, seien qualitative hochwertige Fortbildungen für Pflegekräfte sowie eine angemessene Bezahlung und mehr Stellen notwendig.
Nur ein bis drei Prozent der Menschen wollten im Krankenhaus sterben, machte Professor Andreas Heller, Vorstand des Instituts für Palliative Care der Uni Klagenfurt, bei dem Kongress mit rund 500 Teilnehmern deutlich. Doch die Realität sehe anders aus. Daher sei es eine große Herausforderung, dass sich auch diese Einrichtungen, die rein organisatorisch gar nicht zum Sterben gemacht seien, grundsätzlich ein humaneres Lebensende zum Ziel setzten.
Die Hospiz-Arbeit dürfe sich nicht auf ihren Erfolgen ausruhen. "Sie ist grau und alt geworden," sagte Heller. Wichtig sei es, jungen Menschen mit ihren Ideen und Netzwerken zuzuhören und auch die Vielfalt der Gesellschaft widerzuspiegeln.
Eva-Maria Armbruster, Vorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg, verteidigte die Krankenhäuser. Auf Wunsch der Politik würden sie bis ins Kleinste durchrationalisiert. "Vieles ist für die Träger gar nicht zu leisten." Doch ihre Erfahrung zeige: Gelinge es, Anfänge einer Hospizkultur in einer Einrichtung zu gestalten, folge oft eine positive Entwicklung, die kaum ich aufzuhalten sei.