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Diakonie fordert schnellere Integration von Flüchtlingen




Sprachkurse für Flüchtlinge werden noch nicht in ausreichender Zahl angeboten.
epd-bild / Karen Miether

Die Diakonie fordert eine schnellere Integration von Flüchtlingen in Deutschland. Spätestens nach drei Monaten sollten alle Zugang zu Sprachunterricht, Ausbildung und Arbeit erhalten, sagte Diakoniepräsident Ulrich Lilie am 13. Oktober nach Abschluss der Konferenz Diakonie und Entwicklung in Dresden. Dies müsse unabhängig von ihrem Anspruch auf Asyl oder ihrer Bleibeperspektive gelten. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass sich Parallelwelten von Migranten entwickeln. Dies werde erheblich mehr Kosten zur Folge haben.

Mit großer Sorge betrachte die Diakonie die Unterscheidung in "gute" und "weniger gute" Flüchtlinge. "Das geht an der Praxis vorbei", sagte Lilie. Nur etwa zehn Prozent der Flüchtlinge fänden wegen hoher Qualifikation sofort Zugang zum Arbeitsmarkt. Bei bis zu 60 Prozent der Geflüchteten werde das etwa sechs Jahre dauern. Aber auch für den verbleibenden Teil müssten Leistungen des Sozialsystems zur Verfügung stehen, so Lilie.

In einer in Dresden verabschiedeten "Erklärung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt" heißt es: "Zu Unrecht werden die Flüchtlinge als Ursache schon lange bestehender innergesellschaftlicher Probleme verantwortlich gemacht. Aus dieser Zuschreibung speisen sich in vielen Ländern Abwehr und Gewalt, Hassreden, Rassismus und ausgrenzende, menschenfeindliche Ideologien. Dem treten Kirche und Diakonie gemeinsam mit allen Menschen guten Willens entschieden entgegen."

Insbesondere müssen laut Lilie auf der kommunalen Ebene Begegnungsräume und Dialogmöglichkeiten geschaffen und Unterstützungsangebote gut koordiniert werden. "Geflüchtete brauchen so schnell wie möglich einen sicheren Aufenthaltsstatus, Zugang zu Sprachunterricht, Ausbildung und Arbeit."

Auch der Ausbau individueller Beratung, Ausbildungs- und Arbeitsförderung seien weiter unabdingbar, wenn sozialer Unfriede vermieden werden solle. Und: "Die Traumatisierung vieler Geflüchteter bedarf besonderer Aufmerksamkeit und gezielter Unterstützung bei der Bewältigung."

Die Konferenzteilnehmer wiesen zudem darauf hin, wie wichtig es ist, bestehende soziale Problemlagen in den Aufnahmegesellschaften weltweit von Anfang an mit den Blick zu nehmen. Andernfalls könnten Migration und Zusammenhalt nicht gelingen. Auch müsse die Entwicklungszusammenarbeit mit Herkunftsländern, ebenso wie mit deren Nachbar- und anderen Aufnahmeländern verstärkt werden.

So lange die gewaltigen Unterschiede von Arm und Reich in der Welt fortbestünden, werde es weiter Migrationsströme geben, sagte Claudia Warning von "Brot für die Welt". Das evangelische Entwicklungswerk versuche, Flüchtlingen innerhalb und außerhalb von Lagern beispielsweise in den Nachbarländern Syriens ein Minimum an Lebensmöglichkeiten zu sichern.

Dabei bezögen die Mitarbeiter auch die Bevölkerung der Aufnahmeländer ein, die oft selber in Armut lebe. Diese Hilfe habe mittlerweile das Etikett "Fluchtursachenbekämpfung" bekommen. "Wir tun das aber nicht, damit hier keine Flüchtlinge ankommen, sondern weil jeder ein Recht auf gute Lebensbedingungen hat", betonte Warning.


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