Ausgabe 12/2017 - 24.03.2017
Berlin, Osnabrück (epd). Das Emsland im äußersten Nordwesten Deutschlands ist nach einer Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung entgegen dem bundesweiten Trend jung, wirtschaftlich erfolgreich und attraktiv. Vergleichbar abgelegene ländliche Regionen hätten mit Überalterung, wirtschaftlichem Niedergang und Verödung zu kämpfen, sagte Reiner Klingholz, Direktor des Instituts, am 23. März bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Die Emsländer jedoch "schaffen Freizeit- und Versorgungsangebote für alle Altersgruppen und tragen so zu einer hohen Lebensqualität auf dem Land bei".
Die Menschen hätten sich das Gefühl einer lokalen Verantwortungsgemeinschaft erhalten. Sie seien über ihre private Beziehungen und über ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement in Kirche, Politik oder Vereinen gut miteinander vernetzt, betonte Klingholz. Die Studie "Von Kirchtürmen und Netzwerken: Wie engagierte Bürger das Emsland voranbringen" wurde im Auftrag des katholischen Bistums Osnabrück erstellt.
Kommunale Institutionen böten im Emsland die nötigen Strukturen für die Projekte der Freiwilligen, erläuterte der Direktor. Auch die Arbeitgeber unterstützten das ehrenamtliche Engagement. "Die Aktiven im Emsland erhalten die nötige professionelle Unterstützung - ein entscheidender Erfolgsfaktor, der andernorts häufig fehlt."
Dies sei ein Aspekt, den andere ähnlich strukturierte ländliche Regionen sich von den Emsländern abschauen könnten, meinte Theresa Damm, eine der Autorinnen der Studie. Verbesserte Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement und die Vernetzung Ehrenamtlicher untereinander könnten auch andernorts zur Wiederbelebung beitragen.
Die Studie mache jedoch auch deutlich, dass die erfolgreichen Strukturen im Umbruch sind, betonte Damm. Der Anteil der Älteren, die auf Hilfe angewiesen seien, wachse. Deshalb müssten neue Formen des Engagements entwickelt werden. Den Kirchengemeinden rät sie, sich noch stärker zu öffnen und mit säkularen Akteuren zu kooperieren.