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Experte fordert mehr Wege für Quereinsteiger in Kita-Jobs



Der Bremer Kita-Experte Carsten Schlepper fordert mehr Unterstützung der Stadt, um Berufs-Umsteigern eine Qualifikation für die pädagogische Arbeit in Kindertagesstätten zu ermöglichen. Dazu müssten den Kita-Trägern Freiräume für die Weiterbildung zugestanden und öffentliches Geld zur Verfügung gestellt werden, sagte Schlepper dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Nur über die staatlich anerkannte grundständige Ausbildung bekommen wir nicht ausreichend Fachkräfte, die uns dringend fehlen", warnte Schlepper, der in Bremen den Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder leitet.

In der Stadt habe eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung von Trägern und senatorischer Behörde einen Katalog mit Kita-nahen Fachkräften zusammengestellt, die angeworben werden könnten, erläuterte Schlepper. Dabei handele es sich um Berufe wie Heilerziehungspfleger, Sozialarbeiter und Kinderkrankenpfleger, die bereits wichtige Vorqualifikationen hätten: "Dieser Katalog muss jetzt möglichst schnell festgeschrieben werden, damit wir Menschen ansprechen und Weiterbildungsmaßnahmen planen können." Über einen solchen Katalog 20 bis 30 Kräfte zu gewinnen, "wäre ein guter Anfang für uns".

Derzeit 30 freie Stellen bei der Bremer Kirche

Die Bremische Evangelische Kirche ist der größte freie Träger von Kindertageseinrichtungen im Land Bremen. Von insgesamt knapp 22.000 Plätzen stellt sie eigenen Angaben zufolge an 65 Standorten rund 4.700 in Krippen, Kitas und Horten. In den Einrichtungen arbeiten etwa 1.400 Beschäftigte. Der kirchliche Kita-Etat beträgt rund 63 Millionen Euro. Davon sind knapp 6,7 Millionen Euro Eigenmittel und kommen aus Kirchensteuern. Derzeit seien 30 pädagogische Stellen unbesetzt, sagte Schlepper: "Also in jeder zweiten Kita mindestens eine Stelle - und die Besetzung wird schwieriger."

Hilfreich seien da auch Programme wie das Bremer Modellprojekt der praxisintegrierten Ausbildung (PiA), das im August fortgeführt werden solle. Anders als in der traditionellen rein schulischen Ausbildung bekämen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hier vom ersten Tag an eine Vergütung. "Dafür werden sie parallel zum Unterricht an der Fachschule in einer Kindertagesstätte eingesetzt." Schulgeld und Ausbildungsvergütung werden von der Senatorin für Kinder und Bildung übernommen

"Wir brauchen jetzt die größten Anstrengungen, um die Ausbildung von qualifizierten Fachkräften auszuweiten", betonte Schlepper. Die Wege müssten vielfältig und alltagstauglich gestaltet werden, um Menschen für die Arbeit in der Kindertagesbetreuung gewinnen und gleichzeitig Einkommen sichern zu können. "Sonst haben die Kinder am Ende einen Platz, aber keine Fachkraft, die mit ihnen den Kita-Alltag verbringt."

Dieter Sell