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Pflege

Beauftragter warnt: Zu wenige Kurzzeitpflegeplätze




Andreas Westerfellhaus
epd-bild/Christian Ditsch
Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, schlägt Alarm, weil es zu wenige Kurzzeitpflegeplätze gibt. Um die Angebote besser refinanzieren zu können, schlägt er vor, höhere Pflegesätze zu bezahlen.

Andreas Westerfellhaus warnte am 14. Mai in Berlin, der Bedarf steige, aber das Angebot komme nicht mit. Die Zahl der ausschließlich für Kurzzeitpflege zur Verfügung stehenden Plätze sei sogar zurückgegangen. Er forderte, Einrichtungen, die Kurzzeitpflege anbieten, höhere Pflegesätze zuzugestehen - und erhielt dafür Zustimmung aus der Pflegebranche.

Angehörige, Pflegeberatungsstellen und die Sozialdienste in den Krankenhäusern finden laut Westerfellhaus immer häufiger keinen Kurzzeitpflegeplatz, obwohl die Betroffenen darauf einen Anspruch hätten. Das gefährde die Pflege zu Hause.

Kurzzeitpflegeplätze sind zur Überbrückung gedacht, etwa wenn jemand aus dem Krankenhaus kommt und zunächst weiter Pflege braucht. Pflegende Angehörige wiederum sind auf einen Kurzzeitpflegeplatz angewiesen, wenn sie beispielsweise Urlaub machen wollen. Die Nachfrage nach solchen Plätzen sei zwischen 2011 und 2015 um 35 Prozent gestiegen, erklärte Westerfellhaus.

Mehr Geld bereitstellen

Der Pflegebeauftragte fordert, Einrichtungen, die Kurzzeitpflege anbieten, höhere Pflegesätze zuzugestehen. Die Vergütung müsse auskömmlich sein, schreibt Westerfellhaus in einem Positionspapier. Für pflegende Angehörigen müsse es einfacher werden, die Entlastungsangebote in Anspruch zu nehmen. Dafür müssten die bestehenden Möglichkeiten zusammengeführt werden, wie es Union und SPD im Koalitionsvertrag auch vereinbart hätten, verlangt Westerfellhaus.

Die in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) zusammengeschlossenen Spitzenverbände begrüßten es, konkrete Maßnahmen zur Stärkung und zum Ausbau der Kurzzeitpflege zu ergreifen. Das sei angesichts des erheblichen Mangels an Kurzzeitpflegeplätzen dringend erforderlich.

Viele unterversorgte Regionen

"In vielen Regionen besteht kein bedarfsgerechtes Platzangebot in der stationären Kurzzeitpflege, so dass die Kurzzeitpflege die ihr zugedachte Versorgungsfunktion nicht erfüllt“, sagte der BAGFW-Geschäftsführer Gerhard Timm: "Es ist nicht zumutbar, wenn Menschen nach Krankenhausaufenthalt oder bei einer akuten Krisensituation in der häuslichen Versorgung keinen Kurzzeitpflegeplatz in der Nähe ihres Wohnorts finden."

Eine wesentliche Ursache für das zu geringe Angebot seien die schwierigen Rahmenbedingungen, die es Einrichtungen kaum ermöglichen, Kurzzeitpflegeplätze wirtschaftlich zu betreiben.

Die Freie Wohlfahrtspflege sieht jedoch auch dringenden konzeptionellen Weiterentwicklungsbedarf: "Kurzzeitpflege muss dazu dienen, Menschen nach Krankenhausaufenthalt gesundheitlich so zu stabilisieren, dass die Pflege in der häuslichen Umgebung wieder möglich ist", betonte Timm. Insgesamt müsse die Kurzzeitpflege auf eine tragfähige wirtschaftliche Basis gestellt werden.

Bettina Markmeyer, Dirk Baas