sozial-Branche

Pflege

Gastbeitrag

Qualifizierung hilft - fit für die Rückkehr in den Pflegejob




Ingrid Münzer-Stahl
epd-bild/Ev. Heimstiftung
Nach jahrelanger Kinderpause einfach so zurück in den Pflegedienst? Da tun sich viele Berufsrückkehrer schwer. Diakonische Träger in Baden-Württemberg haben reagiert und bieten mit Erfolg ein spezielles Kursprogramm an. Wie das funktioniert und welche Erfahrungen es gibt, berichtet Ingrid Münzer-Stahl von der Evangelischen Heimstiftung in ihrem Gastbeitrag für epd sozial.

Um examinierten Pflegefachkräften nach einer Auszeit den Wiedereinstieg zu erleichtern, bietet die Evangelische Heimstiftung in Stuttgart gemeinsam mit anderen diakonischen Trägern das Seminar "Fit für die Rückkehr in den Pflegeberuf" an. Es bietet einen Mix aus Theorie, Praxiseinsatz und Erfahrungsaustausch. Der Kurs will Teilnehmern die Angst vor der Rückkehr nehmen und den beruflichen Neustart – in Voll- oder Teilzeit - erleichtern.

Ob Alten-, Gesundheits-, Kranken- oder Kinderkrankenpflege: Die Qualifizierungsmaßnahme steht allen Pflegefachkräften offen. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt der Evangelischen Heimstiftung (EHS), der BruderhausDiakonie, der Samariterstiftung und der Evangelischen Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal. Nach erfolgreichem Kursauftakt im Jahr 2015 findet seitdem jährlich zwei Kurse an wechselnden Orten statt – in Reutlingen, Esslingen, Tübingen, Göppingen und Stuttgart.

Weitere Träger können mitmachen

Um das Angebot auf eine breitere Basis zu stellen und noch mehr potenzielle Wiedereinsteiger zu erreichen, können sich auch weitere diakonische Träger in Baden-Württemberg an der Kooperation beteiligen.

Das Konzept ist fundiert und langjährig erprobt: Die ersten beiden Seminartage finden immer im Diakonischen Institut für Soziale Berufe statt und geben einen Einblick in den heutigen Berufsalltag. Schwerpunkte bilden aktuelle Veränderungen in der Pflege wie Expertenstandards, neue Wohnformen, Pflegegrade, Pflegevisite, Demenz, Datenschutz, Kinästhetik, organisatorische Rahmenbedingungen und rechtliche Grundlagen.

Im Anschluss folgt ein rund 30-stündiges Praktikum in einer Altenpflegeeinrichtung oder im mobilen Dienst. Der Einsatzort, die Zeiten und gewünschten Inhalte werden individuell zwischen den Teilnehmenden und den Einrichtungen abgestimmt, um den Spagat zwischen Familie und Beruf zu ermöglichen. Der Kurs schließt mit einer Reflexionseinheit über die Erfahrungen aus den Theoriekursen und den Praxiseinsätzen.

Theorie und Praxis kombiniert

Die Kombination aus Theorie, Praxis und Reflexion bietet für den Teilnehmenden die Chance, ihr Fachwissen unter professioneller Begleitung auf den aktuellen Stand zu bringen und gleichzeitig ganz unverbindlich für sich selbst zu klären, ob der Beruf mit den persönlichen Vorstellungen und Rahmenbedingungen vereinbar ist.

Vorteile bieten sich aber auch für die Einrichtungen. Sie können beim Praxiseinsatz potenzielle künftige Teammitglieder im Arbeitsalltag kennenlernen und gemeinsam Einsatzmöglichkeiten prüfen. Die Absolventen erhalten dann nicht nur ein Zertifikat, sondern – wenn alle Faktoren zusammenpassen – auch einen neuen Arbeitsplatz.

Die Rückmeldungen auf dieses spezielle Kursprogramm sind ganz unterschiedlich: "Es tat gut, mal wieder was für sich zu tun." Oder: "Jetzt fühle ich mich sicherer." "Einen Einstieg in die Pflege kann ich mir bei der heutigen Geschwindigkeit nicht mehr vorstellen" oder "Wochenenddienste sind mit meiner Familie nicht vereinbar".

Aussagen wie diese liefern wertvolle Impulse zur laufenden Weiterentwicklung der Qualifizierungsmaßnahme. Gleichzeitig machen sie aber auch sehr deutlich, dass in Zeiten des Fachkräftemangels von den Pflegeeinrichtungen immer mehr Flexibilität und Rücksicht auf die individuellen Belange abverlangt werden. Das erfordert nicht nur eine ausgeklügelte Dienstplangestaltung, sondern auch viel Fingerspitzengefühl bei der Teamführung.

So individuell wie die persönlichen Wünsche der Teilnehmenden sind später auch die Einsatzgebiete: vom Wiedereinstieg in den alten Pflegeberuf in einer stationären Einrichtung über die Übernahme einzelner Touren im mobilen Dienst bis zur Mitarbeit in der Alltagsbegleitung.

Ingrid Münzer-Stahl ist Personalreferentin bei der Evangelischen Heimstiftung und verantwortet beim Träger das FIT-Programm