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Flüchtlinge

53 Kinder aus Griechenland im Landkreis Osnabrück erwartet



Seit langem fordern Flüchtlingsinitiativen, wenigstens die Kinder aus dem Elend der griechischen Lager zu holen. Auf 1.600 hatten sich zehn EU-Staaten geeinigt - vor Wochen. Das kleine Luxemburg ging voran. Jetzt folgt auch Deutschland.

Die ersten in Deutschland erwarteten Flüchtlingskinder aus Griechenland werden vom 18. April an zunächst im Landkreis Osnabrück untergebracht. 53 Kinder aus den Aufnahmelagern der Inseln Lesbos, Chios und Samos sollen dort in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe betreut und begleitet werden, sagte Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) am 16. April in Hannover. Dort sei auch die medizinische und psychologische Versorgung sichergestellt.

"Ich danke allen Beteiligten für die hervorragende Zusammenarbeit, die die Aufnahme der Kinder in Niedersachsen ermöglicht hat", sagte die Ministerin. Die Aufnahme der Kinder erfolge in enger Abstimmung zwischen dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, den Innenministerien von Bund und Land sowie dem niedersächsischen Sozialministerium und den griechischen Behörden, hieß es. Die Jungen und Mädchen sind größtenteils unter 14 Jahren alt und stammen ursprünglich aus Krisengebieten in Syrien, Afghanistan und Eritrea. Sie sollen am Sonnabend am Flughafen Hannover ankommen, wie der Landkreis Osnabrück auf epd-Anfrage bestätigte.

Viele Kinder haben Verwandte in Deutschland

Den genauen Ort der Unterbringung nannten die Behörden nicht. "Die Kinder mussten viele Monate in erbärmlichen und katastrophalen Zuständen leben und haben zum Teil ihre Eltern im Krieg oder auf der Flucht verloren", sagte Landrätin Anna Kebschull (Grüne). Deshalb sollten sie auch vor dem großen Interesse der Öffentlichkeit geschützt werden.

Alle Kinder wurden nach Angaben des Sozialministeriums in Hannover vor ihrem Abflug aus Athen gesundheitlich überprüft und haben keine Erkrankungen. Nach einer 14-tägigen Quarantäne aufgrund der Corona-Pandemie würden die Jungen und Mädchen auf mehrere Bundesländer verteilt. Einige blieben in niedersächsischen Kommunen. Etwa 20 hätten in Deutschland konkrete verwandtschaftliche Beziehungen und würden im Anschluss an die Quarantäne dorthin übermittelt.

300 weitere Kinder sollen kommen

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte dem epd, Deutschland werde in den kommenden Wochen und Monaten noch 300 weitere Kinder aus den griechischen Lagern aufnehmen, insgesamt also 360 Kinder. Dies geschehe gemäß der Vereinbarung mit neun EU-Staaten, die insgesamt 1.600 besonders schutzbedürftige unbegleitete Kinder aus den Lagern herausholen wollten. Ein genauer Zeitplan existiere dafür jedoch noch nicht.

Die ersten zwölf Flüchtlingskinder von den griechischen Inseln waren am 15. April in Luxemburg eingetroffen. Die unbegleiteten Minderjährigen im Alter von elf bis 15 Jahren seien von der Caritas und Außenminister Jean Asselborn auf dem Flughafen empfangen worden, teilte das Außenministerium des Großherzogtums mit.

Die Kinder kamen von den griechischen Inseln Lesbos, Samos und Chios und sollen wegen des Corona-Virus zunächst für 14 Tage in Quarantäne. Die Caritas und die nationale Kinder-Behörde (ONE) würden sich um sie kümmern, hieß es in der Mitteilung des Außenministeriums. Um als Flüchtling anerkannt zu werden, müssen sie ein Asylverfahren durchlaufen.

Martina Schwager