sozial-Thema

Digitalisierung

Dokumentation

"Prozess, der sich auf Aktivitäten und Struktur auswirkt"




Nutzung einer App zur Blutzuckermessung
epd-bild/Heike Lyding
Welche Chancen bietet die Digitalisierung dem sozialen Sektor? Das Beratungsunternehmen Phineo hat den Report "Digital dabei!? - So gelingt der digitale Wandel des sozialen Sektors" zusammengestellt, der als Kompass dienen soll. Er zeigt Strategien auf und präsentiert erfolgreiche Beispiele. epd sozial dokumentiert Kernaussagen in Auszügen.

Die Experten der auf die Sozialbranche spezialisierten Beratungsfirma Phineo stellen ausdrücklich die Vorzüge der Digitalisierung in den Vordergrund. Innovationsdruck bietet nach ihrer Auffassung erhebliche Chancen. Denn Digitalisierung könne auch heißen: mehr Teilhabe, effektivere Arbeitsabläufe und innovativere Geschäftsmodelle. Hier die wichtigsten Passagen des Reports:

"Der Report skizziert Möglichkeiten, wie Akteure aus dem sozialen Bereich digitaler werden können, berichtet, wie es gelingt, Digitalisierung als Tool zur Organisationsentwicklung zu nutzen und diskutiert verschiedene Digitalisierungsstrategien, für Verbände und Stiftungen ebenso wie für Vereine und Initiativen.

Zielsetzung und Vorgehen des Reports

Der Report will:

+ Digitalisierung als vielschichtigen Veränderungsprozess für den Dritten Sektor einordnen und als Begriff schärfen.

+ Digitalisierung als Gestaltungsaufgabe der Zivilgesellschaft platzieren und konkrete Digitale Gestaltungsfelder für gemeinnützige Organisationen benennen.

+ Beispiele beschreiben, wie Nonprofits in Deutschland und international ihre digitale Gestaltungsaufgabe mit Leben füllen.

+ Stolpersteine identifizieren.

+ Lösungsansätze diskutieren, wie diese Barrieren durch Kooperation und Unterstützung durch FörderInnen überwunden werden können.

Der Report arbeitet empirisch, qualitativ, explorativ und anekdotisch. (...) Hier geht es darum, wie Digitalisierung den Kernauftrag einer Non-Profit verändert. Der Report fokussiert auf "Digitalisierung gestalten", ohne aber "Digitalisierung nutzen" außen vor zu lassen.

Digitale Gestaltungsfelder der Zivilgesellschaft (...):

Zugang zu Netz und Technik schaffen

Die Grundvoraussetzung für digitale Teilhabe ist technische Ausstattung. Mangelt es an Anschluss, Netz, Endgerät und Software, bleiben Teile der Bevölkerung außen vor. Das birgt nicht nur für den Einzelnen die Gefahr neuer Gerechtigkeitslücken, sondern auch für ganze oft ohnehin schon benachteiligte Gruppen. Der Faktor Zeit verschärft das Problem: Wer heute ausgeschlossen wird, läuft Gefahr, in Zukunft den Anschluss vollständig zu verlieren. In einer chancengerechten, digitalen Gesellschaft hat jede/r Zugang zu der notwendigen Technologie, die Teilhabe ermöglicht.

Digitale Kompetenzen vermitteln

Unter digitaler Kompetenz wird die Häufigkeit, Selbstverständlichkeit und Bewusstheit verstanden, mit der Menschen digitale Technologien in Alltag und Beruf nutzen. Es geht neben Programmierkenntnissen auch um emotionale und soziale Fähigkeiten, die unverzichtbar für Lernen und Teilhabe in einer digitalen Gesellschaft sind. Es kommt darauf an, dass relevante digitale Kompetenzen über alle Schichten, Altersgruppen und Berufsfelder hinweg erlernt werden können.

Datenbasierte Innovationen für die Gesellschaft ermöglichen

Daten sind die Währung des digitalen Zeitalters: Sie bilden die Grundlage für neue Geschäftsmodelle und Anwendungen. Außerdem schaffen gut aufbereitete Daten Transparenz und Vertrauen - allerdings nur für jene, die Zugriff haben und mit Daten umzugehen wissen. Entsprechend sind die gemeinwohlorientierte Nutzung und Bereitstellung von Daten und Algorithmen eine gesamtgesellschaftliche Gestaltungsaufgabe.

Auszug aus den Erkenntnissen:

+ In welcher Form sich Verbände engagieren, hängt von zwei Faktoren ab: Erstens, in welchem Umfang ihr Geschäftsfeld bereits jetzt schon von Digitalisierung betroffen ist, und zweitens von der Veränderungsbereitschaft eines Verbandes.

+ Verbände können Digitalisierung thematisieren und Unterstützung bieten. Dabei nehmen sie externe wie interne Impulse auf und geben genauso auch Impulse an ihre Mitglieder und als Vertretung ihrer Mitglieder an Politik und andere AkteurInnen. Die eigentliche digitale Gestaltungsaufgabe liegt aber in der Regel bei den einzelnen Vereinen, Stiftungen und Wohlfahrtsorganisationen.

+ Es braucht Mut, sich auf das neue Thema Digitalisierung einzulassen. Es braucht Ausdauer, da der Weg zur Lösung erst noch auf der Karte eingezeichnet werden muss. Es braucht Menschen, die die Schnittstelle zwischen dem eigentlichen Thema der Organisation und Digitalisierung denken können und wollen.

+ Es braucht auch Mut zu investieren, und zwar nicht nur in die Technik, sondern vor allem in die eigene Organisation. Digitalisierung sollte dabei nicht als einzelnes Projekt verstanden werden, sondern als ein organisationaler Prozess, der sich auf die einzelnen Aktivitäten genauso auswirkt wie auf die Strategie."



Weiterführende Links

Report

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