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Kriminalität

NRW startet Aktion gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution



Das Land Nordrhein-Westfalen will das Problem des Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung und Zwangsprostitution von Frauen stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. "Auch im 21. Jahrhundert gibt es noch moderne Sklaverei zulasten von Mädchen und Frauen", sagte Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) am 19. Oktober in Düsseldorf. "Wir wollen das Thema aus der Tabu-Ecke der Gesellschaft holen." Sie stellte eine Landesinitiative vor, die mit großflächigen Plakaten und einem Internetportal darüber informieren will.

Nach Angaben der Vereinten Nationen geraten weltweit rund 1,6 Millionen Mädchen in die Fänge von Menschenhändlern. Westeuropa und damit die Bundesrepublik gelten als Hauptziele. Nur jede 100. Frau werde aus den Zwängen des Menschenhandels befreit. Auch wenn viele der Opfer aus Ländern mit großer Armut wie beispielsweise Kenia, Nigeria und Gambia in Westafrika stammten, kämen hierzulande 70 Prozent der Opfer sowie der Täter aus der EU. Vor allem Bulgarien, Rumänien sowie Albanien gelten als Herkunftsländer.

Vom Loverboy getäuscht

Allein im Jahr 2018 gab es in NRW 131 vom Landeskriminalamt erfasste Fälle. Das jüngste Opfer war den Angaben zufolge ein 14-jähriges Mädchen. Die Dunkelziffer schätzen die Ermittler als weit höher ein. Im bevölkerungsreichsten Bundesland gibt es inzwischen acht vom Land geförderte Beratungsstellen für Frauen, die Opfer von Menschenhandel wurden. In den Jahren 2017 bis September 2020 wurden nach Angaben der Ministerin rund 3.450 Frauen beraten und betreut: "Viele Betroffene sind aus dem Ausland, aber auch deutsche Frauen werden beispielsweise von sogenannten Loverboys getäuscht und in die Zwangsprostitution gezwungen", sagte Scharrenbach. Sie forderte die Bundesregierung auf, einen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung des Menschenhandels auf den Weg zu bringen. Nur so sei ein koordiniertes Vorgehen der Bundesländer möglich.

Die Landesinitiative "EXIT.NRW" soll in zehn großen Städten mit knapp 2.000 Großplakaten bis Jahresende über das Thema aufklären. Die Internetseite www.exit.nrw informiert über bestehende Hilfsangebote wie das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" sowie Beratungsstellen.