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Psychologe

"Online-Trainings können Gesundheitsvorsorge verbessern"



Trainingsprogramme im Internet können nach Auffassung des Lüneburger Psychologen Dirk Lehr Menschen mit psychischen Problemen helfen. Die Programme mit regelmäßigen Übungseinheiten unterstützten die Betroffenen dabei, ihre Beschwerden zu bewältigen, sagte der Professor der Leuphana Universität Lüneburg im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Universität hat solche Programme unter anderem gegen Schlafstörungen, Stress oder Probleme mit Alkohol entwickelt. Sie enthalten Video-Clips, Texte und Aufgaben, die Teilnehmer im Alltag umsetzen können. Gesundheitsexperten wie Psychologen oder Psychotherapeuten beraten laut Lehr die Teilnehmer zusätzlich und individuell per E-Mail.

Die Wirksamkeit der Online-Programme hätten die Forscher seit 2010 bereits in mehreren Studien nachgewiesen, sagte Lehr. So könne das Risiko, an einer Depression zu erkranken, mit Online-Trainings reduziert werden. Das hätten die Lüneburger Wissenschaftler zusammen mit Kollegen der Universität Nürnberg-Erlangen und aus Amsterdam erforscht. Dafür untersuchten sie 406 Personen mit ersten depressiven Beschwerden. Ein Jahr nach den sechs Übungseinheiten seien 27 Prozent der Teilnehmer an einer Depression erkrankt. In der Vergleichsgruppe, die sich mit Broschüren und anderem Info-Material geschult hatte, seien es mit 41 Prozent deutlich mehr gewesen.

Die Abbrecherquote bei den Online-Kursen sei erstaunlich gering, sagte Lehr. "Wer Beschwerden hat, ist auch motiviert, dranzubleiben." Zwischen 70 und 95 Prozent der Teilnehmer absolvierten das komplette Programm, vor allem, wenn es eine persönliche Begleitung gebe. Hilfreich sei dabei der überschaubare Zeitraum. Zudem könnten die Patienten das Training flexibel in ihren Tagesablauf einbauen und hätten keine weiten Anfahrtswege.

In anderen Ländern wie den Niederlanden oder Schweden sei die Vorsorge im Netz bereits fester Bestandteil des Gesundheitssystems, sagte der Psychotherapeut. In Deutschland fehlten dazu allerdings noch die rechtlichen Rahmenbedingungen. Das im vergangenen Jahr verabschiedete Präventionsgesetz eröffne zwar die Chance, Online-Angebote im Gesundheitsbereich für viele Menschen zugänglich zu machen. Psychotherapeuten dürften bei der Therapie bislang aber nur in Ausnahmefall elektronische Kommunikationsmittel einsetzen. "Wir brauchen eine größere Rechtssicherheit, damit solche Angebote auch außerhalb der Forschung angeboten werden können."

Katharina Hamel

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