sozial-Politik

Gesundheit

Mehr Hilfen für Palliativ- und Hospizversorgung gefordert




Patient im Palliativzentrum der Uniklinik Köln (Archivbild).
epd-bild/Joern Neumann

Mediziner, Wissenschaftler sowie Patientenvertreter fordern eine bessere finanzielle und qualitative Ausstattung der Hospiz- und Palliativversorgung. "Wir müssen zu einer sorgenden Gesellschaft kommen. Dazu gehört auch, Leben und Tod zu enttabuisieren", sagte der Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands, Winfried Hardinghaus, bei der Vorstellung von Leitlinien zur Umsetzung der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland" am 17. Oktober in Berlin.

Die Experten fordern neben einer verbesserten Finanzierung eine Hospiz- und Palliativversorgung, die den Bedürfnissen der Betroffenen und deren Angehörigen gerecht wird. Zudem sollen Forschung und Weiterbildung ausgebaut werden. Im vergangenen Jahr starben in Deutschland 925.000 Menschen. Etwa 90 Prozent bräuchten eine palliative Versorgung am Lebensende, hieß es. Derzeit würden rund 250 Millionen Euro im Jahr dafür ausgegeben.

Radbruch bezeichnet Gesetz als Fortschritt

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, Lukas Radbruch, bezeichnete das im vergangenen Jahr verabschiedete Hospiz- und Palliativgesetz als Fortschritt. Allerdings fehlen ihm konkrete Verantwortlichkeiten. Radbruch verlangte zudem, bestimmte Patientengruppen stärker zu berücksichtigen, etwa Wohnungslose, Migranten oder Patienten im Strafvollzug.

Hardinghaus sagte weiter, die erforderliche qualitativ hochwertige Hospiz- und Palliativversorgung in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, weiteren Wohnformen und in der häuslichen Umgebung müsse jetzt auch finanziell abgesichert werden. Andernfalls werde es kaum möglich, dass jeder Mensch am Ende seines Lebens eine entsprechende Hospiz- und Palliativversorgung und Begleitung erhalte.

Ziel der Nationalen Strategie sei es, dass jeder Mensch am Ende seines Lebens unabhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung, seiner persönlichen Lebenssituation oder seinem Lebensort bei Bedarf eine entsprechende Hospiz- und Palliativversorgung und Begleitung erhalte.

"Das wiederum geht nicht ohne eine auf wissenschaftlicher Grundlage und Qualitätssicherung beruhende Hospiz- und Palliativversorgung. Nur unter Berücksichtigung dieser drei zentralen Punkte können alle Beteiligten zum Wohle der Betroffenen zusammenwirken", betonte Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer.

Charta will humanes Sterben für Jedermann

Die Charta ist Teil einer nationalen Strategie, die es ermöglichen soll, dass jeder Mensch am Ende seines Lebens unabhängig von der Erkrankung und seiner persönlichen Lebenslage eine Hospiz- und Palliativversorgung und Begleitung erhält. In fünf Leitsätzen sind Aufgaben, Ziele und Handlungsbedarfe formuliert. Den Angaben nach haben bisher mehr als 1.450 Organisationen und Institutionen sowie rund 15.800 Einzelpersonen die Selbstverpflichtung unterzeichnet.

Drei Jahre liegen zwischen der Auftaktveranstaltung "Von der Charta zur Nationalen Strategie" im Jahr 2013 im Bundestag und der Präsentation des Maßnahmenkatalogs, an dem 50 gesundheitspolitisch relevante Institutionen und Organisationen mitgewirkt haben.


« Zurück zur vorherigen Seite


Weitere Themen

Experten für Änderungen an Pflegegesetz

Gesundheitsexperten verlangen Nachbesserungen am Gesetzentwurf der Bundesregierung für ein drittes Pflegestärkungsgesetz (PSG III). Die Sachverständigen warnten in einer öffentlichen Anhörung des Gesundheitsausschusses am 17. Oktober vor allem vor drohenden Verschlechterungen für Behinderte. So würden pflegebedürftige Behinderte durch die geplante Leistungskonkurrenz von Pflege und Eingliederungshilfe deutlich schlechter gestellt, lautete der Tenor.

» Hier weiterlesen

Weitere Maßnahmen gegen Schwarzarbeit geplant

Die Bundesregierung will weitere Schritte zum Kampf gegen Schwarzarbeit unternehmen. Dazu hat sie den Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Bekämpfung der Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigung vorgelegt, berichtete der Bundestag am 18. Oktober in Berlin. Geplant sind demnach neue Kompetenzen für die Schwarzarbeitsbekämpfungsbehörden der Länder.

» Hier weiterlesen

Experten mehrheitlich für klinische Studien mit Demenzkranken

Eine Mehrheit von Sachverständigen hat sich bei einer Anhörung im Bundestag dafür ausgesprochen, die Regelungen zur Teilnahme demenzkranker Patienten an klinischen Studien zu liberalisieren. Dagegen sprachen sich am 19. Oktober in Berlin jedoch der katholische Theologe Andreas Lob-Hüdepohl und der Transplantations-Mediziner und frühere Präsident des Evangelischen Kirchentags, Eckhard Nagel aus.

» Hier weiterlesen