Ausgabe 44/2016 - 04.11.2016
München (epd). Kinderehen sind nach Überzeugung der bayerischen Familien- und Sozialministerin Emilia Müller (CSU) nicht vereinbar mit den Grundwerten der deutschen Gesellschaft. "In unserem Kulturkreis muss kein Mädchen und kein Bub verheiratet werden, um seine wirtschaftliche Situation abzusichern", sagte Müller am 3. November in München. Familien dürften das Leben ihrer Kinder nicht in einer Weise beeinflussen, dass sie nicht selbst über den Menschen entscheiden könnten, mit dem sie ihr Leben verbringen wollten. "Diese Form von Zwangsverheiratung lehne ich in jeder Form ab", erklärte Müller laut einer Mitteilung ihres Ministeriums.
Damit ging die bayerische Politikerin nach eigenen Worten auf Distanz zu "Gedankenspielen, Kinderehen in Deutschland in Teilen oder ganz zu erlauben". Zuletzt hatte sich die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), skeptisch zu einem generellen Verbot von Kinderehen geäußert. Dies könne im Einzelfall junge Frauen ins soziale Abseits drängen, sagte Özuguz in einem Zeitungsinterview. Sie könnten bei einer Aberkennung der Ehe beispielsweise Unterhalts- oder Rentenansprüche verlieren.
In ihrer Stellungnahme bezeichnet es Müller als "eines der wichtigsten Privilegien unserer Gesellschaft", dass Kinder zu eigenständigen jungen Menschen heranwachsen, die "auch und gerade" bei der Partnerwahl selbst entscheiden könnten. Wörtlich sagte die Ministerin: "Wer hier bei uns eine neue Heimat finden will, muss akzeptieren, dass wir unsere Kinder nicht bevormunden, dass wir ihnen nicht vorschreiben, wen sie zu heiraten haben und vor allem nicht wann. Kinder sollen Kinder sein dürfen. Deshalb gilt in Bayern: zuerst heranwachsen, dann heiraten."