Ausgabe 06/2017 - 10.02.2017
Essen (epd). Bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen in Deutschland ist nach Ansicht des Ärztlichen Direktors der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln, Michael Paulussen, eine bessere Kommunikation zwischen Behörden und Krankenhäusern notwendig. "Bei der Behandlung gibt es viele offene Fragen", sagte der Mediziner am 4. Februar auf einer Fachtagung in Essen. "Das betrifft den Leistungsumfang, den Kostenträger und die Datenweitergabe."
Paulussen berichtete über die Probleme bei der gesundheitlichen Versorgung minderjähriger Flüchtlinge. Um ihre Gesundheit sei es schlechter bestellt als bei einheimischen Kindern. Da sie sich lange auf der Flucht befunden hätten, hätten sie selbstverständlich weniger Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen erhalten. Außerdem hätten Flüchtlingskinder häufiger posttraumatische Belastungsstörungen, deren Behandlung künftig noch stärker als heute Aufgabe der Kinder- und Jugendpsychiatrie sei.
Hinzu kämen ein unsicherer sozialer Status oder mangelnde Zukunftsperspektiven, die sich ebenfalls nachteilig auf die Gesundheit der Kinder auswirken könnten. "Unsere Aufgabe ist es jetzt, genau das zu verhindern", betonte Paulussen. Für ihn als Arzt sei die Behandlung geflüchteter Kinder jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden. Es stellten sich Fragen wie: "Was dürfen wir? Und wer zahlt?" Der Status entscheide, ob ein Kind eingeschränkte oder uneingeschränkte Leistungen erhalte. Bürokratische Abläufe und Vorgaben erschwerten die Arbeit, beklagte der Klinikchef. Hinzu kämen Sprach -und Kulturbarrieren und ein Mangel an professionellen Dolmetschern.