sozial-Politik

Krankenkasse

Barmer-Chef: Jamaika-Verhandler müssen für mehr Pflegekräfte sorgen




Mitglieder der Wohngemeinschaft für Demenzkranke "Villa Lux" in Frankfurt am Main.
epd-bild/Jochen Günther
Alle wissen, dass der Personalmangel in der Pflege das größte Problem der Zukunft werden wird, auch die Sondierer für eine Jamaika-Koalition in Berlin. Krankenkassenchefs fordern Beschlüsse für mehr Stellen und eine bessere Bezahlung in der Pflege.

Krankenkassenchefs rufen nach mehr Personal in der Pflege. Der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Christoph Straub, sagte vor dem mit Blick auf die Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition am 9. November in Berlin, die Parteien seien sich einig, dass mehr Stellen und eine höhere Bezahlung der Pflegekräfte unabdingbar seien. Dafür müssten sie nun auch die Voraussetzungen schaffen, forderte Straub.

Nach Berechnungen des Bremer Gesundheitsökonomen Heinz Rothgang werden schon 2030 rund 350.000 Stellen in der Pflege unbesetzt bleiben, wenn nichts getan wird. Straub und Rothgang stellten die Ergebnisse des diesjährigen Pflegereports der Barmer vor. Schwerpunkt waren junge Pflegebedürftige und ihre Bedürfnisse. Für sie fehlen vor allem Kurzzeit- und Tagespflegeplätze - nach einer repräsentativen Umfrage für den Report sind es bundesweit 7.400. Zudem können junge Menschen, die Pflege brauchen, häufig nicht so wohnen wie sie möchten.

Plätze in Wohngruppen fehlen oft

Der Wunsch nach einem Wechsel in eine Wohngruppe bleibt für Jugendliche und junge Erwachsene in jedem zweiten Fall unerfüllt. Dabei leben Jüngere, die auf Pflege angewiesen sind, überwiegend gern in betreuten Wohngemeinschaften (84 Prozent). Nur diejenigen, die allein mit professioneller Unterstützung oder in einer Partnerschaft in den eigenen vier Wänden wohnen, sind zufriedener. Von denen, die in einer Pflegeeinrichtung leben, würde gut ein Drittel gern ausziehen und selbstbestimmter wohnen. Dies scheitert aber an fehlenden Plätzen.

Dem Pflegereport zufolge sind 386.000 Menschen und damit 13,5 Prozent aller Pflegebedürftigen jünger als 60 Jahre. Ihre Krankheiten und Bedürfnisse unterscheiden sich von denen älterer hilfsbedürftiger Menschen. Jeweils rund ein Drittel braucht Hilfe aufgrund von körperlichen Lähmungen oder einer geistigen Behinderung. Ein Fünftel leidet an Epilepsie. Im Unterschied zu den über 60-Jährigen ist die Mehrheit der jüngeren Pflegebedürftigen männlich.

Ambulante und familiäre Betreuung überwiegt

Insgesamt erhalten in Deutschland rund drei Millionen Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung, knapp zwei Millionen Frauen und gut eine Million Männer. Die meisten werden ambulant von Angehörigen und Pflegediensten versorgt.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK), Thomas Ballast, warnte vor dem Ausstieg erfahrener Pflegekräfte aus dem Beruf. Sie müssten im Job gehalten werden, vor allem durch bessere Bezahlung in der Altenpflege und mit attraktiven Stellen für Berufsrückkehrerinnen nach der Familienphase. Krankenpflegekräfte arbeiten laut TK nur knapp 14 Jahre in ihrem Beruf, Altenpflegekräfte gut acht Jahre.

Bettina Markmeyer

« Zurück zur vorherigen Seite


Weitere Themen

Beauftragte Bentele fordert mehr Barrierefreiheit

Die 19. Fachmesse "ConSozial" stand im Zeichen der Inklusion. Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) sprach von einem "Megathema", das Politik und Gesellschaft weiter beschäftigen müsse. Die Teilhabe aller Menschen sei "eine echte Vision und keine Utopie".

» Hier weiterlesen

Bald drittes Geschlecht im Geburtenregister

Nach der erfolgreichen Klage ist die Freude bei Vanja groß: Das Bundesverfassungsgericht hat dem intersexuellen Menschen Recht gegeben.

» Hier weiterlesen

Kitafinanzierung soll neu geordnet werden

In einem ersten Gespräch haben sich Vertreter der Kieler Landesregierung und der Kommunen darauf geeinigt, die Finanzierung der Kindertagesstätten zu vereinfachen. Die Finanzierungsstrukturen seien derzeit komplex, schwerfällig und landesweit sehr unterschiedlich, heißt es in einer Stellungnahme des Sozialministeriums vom 3. November. Bis zu einer Neuregelung im Jahr 2020 werde das bisherige Regelwerk noch bestehen bleiben. Allerdings sollen die Kommunen bereits vor 2020 entlastet werden. Erste Eckpunkte sollen daher bereits im nächsten Jahr vorliegen.

» Hier weiterlesen