Ausgabe 46/2017 - 17.11.2017
Würzburg, Berlin (epd). Der Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung soll zum 1. Januar 2018 leicht sinken: um 0,1 Prozentpunkte auf 18,6 Prozent. Das kündigte der Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung Bund, Alexander Gunkel, am 14. November in Würzburg an. Als Gründe nannte er die anhaltend gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und die positiven Wirtschaftsprognosen der Bundesregierung. Bis 2022 soll der Beitrag laut Gunkel stabil bleiben und erst 2023 wieder auf 18,7 Prozent steigen. Danach werde er schrittweise bis 2030 auf 21,6 Prozent steigen.
Auch die aktuellen Rentner dürfen sich freuen. Zum 1. Juni 2018 sollen die gesetzlichen Altersbezüge um 3,09 Prozent im Westen und um 3,23 Prozent im Osten steigen, hieß es in Medienberichten unter Berufung auf den Entwurf des Rentenversicherungsbericht des Bundesarbeitsministeriums. Eine Sprecherin des Ministeriums nahm auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) dazu keine Stellung, der Bericht befinde sich derzeit in der Ressortabstimmung.
Der Sozialverband VdK begrüßte die Ankündigung. Dennoch starteten immer mehr Menschen mit sehr niedrigen Bezügen ins Rentnerleben, erklärte Verbandspräsidentin Ulrike Mascher. Insbesondere Erwerbsminderungsrentner lebten wegen der hohen Abschläge oft an der Armutsgrenze. Auch viele Frauen seien von Altersarmut betroffen. "Die Schere geht immer weiter auseinander, die Rentenkluft nimmt zu", sagte sie. Zudem kritisierte sie das weiter sinkende Renteniveau. Diese Talfahrt müsse gestoppt und das Rentenniveau perspektivisch auf 50 Prozent angehoben werden.
Nach den bisherigen Plänen sinkt das Rentenniveau bis 2031 auf 44,6 Prozent. Derzeit liegt es bei 48,2 Prozent. Die Bedeutung zusätzlicher Vorsorge rücke damit immer stärker in den Fokus, heißt es nach Medienberichten im Entwurf des Rentenversicherungsberichts. Die gesetzliche Rente werde künftig alleine nicht ausreichen, um den Lebensstandard des Erwerbslebens im Alter fortzuführen. Dazu sei zusätzliche, staatlich geförderte Vorsorge nötig.
Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht kritisierte, die Anhebung löse das Problem der Altersarmut "nicht einmal ansatzweise". Deutschland brauche eine Rentenreform, damit auch Selbstständige und Beamte in die gesetzliche Rente einzahlen. Es sei unverantwortlich, wenn die Unterhändler der Jamaika-Verhandlungen mit der Gründung einer Kommission bis 2019 die Lösung der Problems wachsender Altersarmut auf die lange Bank schieben wollten, sagte Wagenknecht. Annelie Buntenbach, alternierende Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung Bund, betonte, die Einbeziehung aller Selbstständigen in obligatorische Altersicherungssysteme stehe auch in der neuen Legislaturperiode wieder auf der politischen Tagesordnung.