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Europa wird sozial gerechter



Nach den Jahren der Finanzkrise geht es in den EU-Ländern wieder mit Arbeitsplätzen und sozialer Gerechtigkeit bergauf. Allerdings entwickeln sich Nord- und Südeuropa laut einer neuen Studie trotzdem weiter auseinander.

Zehn Jahre nach der Finanzkrise sieht eine Studie eine Trendwende in der EU: Die Arbeitslosigkeit geht zurück, die gesellschaftliche Beteiligung steigt. Hauptgrund für die verbesserten Teilhabechancen sei eine spürbare Erholung der Arbeitsmärkte, erklärte die Bertelsmann Stiftung am 16. November in Gütersloh anlässlich der aktuellen Studie "Social Justice Index 2017". Deutschland landet in dem Vergleich der 28 Staaten zwar auf dem siebten Platz. Die Studie mahnt aber mehr Anstrengungen für Bildungsgerechtigkeit und für die Bekämpfung der Armut an.

Zwei Drittel haben einen Job

Die Arbeitslosigkeit sank im EU-Durchschnitt der Studie zufolge im Jahr 2016 auf 8,7 Prozent. Im Jahr 2013 lag sie noch bei elf Prozent. Zwei Drittel (66,6 Prozent) der erwerbsfähigen EU-Bürger hätten mittlerweile einen Job, heißt es in der Studie. Im Jahr 2013 seien es nur rund 64 Prozent gewesen. Das Armutsrisiko in den EU-Staaten ging der Studie zufolge von fast 25 Prozent in den Jahren 2012/2013 auf 23,4 Prozent zurück.

Trotz der insgesamt besseren Werte gibt es nach wie vor gravierende Unterschiede zwischen Nord- und Südeuropa. Besonders in Südeuropa seien Kinder und Jugendliche noch überdurchschnittlich stark von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Die besten Benotungen erhielten die skandinavischen Länder Dänemark, Schweden und Finnland. Schlusslicht ist Griechenland.

Deutschland rangiert in dem Gerechtigkeitsindex mit dem einem siebten Platz im oberen Viertel. Mit rund sieben Prozent habe Deutschland die geringste Jugendarbeitslosigkeit, hieß es. Positiv schneidet die Bundesrepublik auch bei der Gesamtbeschäftigungsquote (74,7 Prozent), der allgemeinen Arbeitslosenquote (4,2 Prozent) und der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer ab.

Weiterhin viele Langzeitarbeitslose

Trotz der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sei es in Deutschland jedoch nicht gelungen, die Langzeitarbeitslosigkeit deutlich zu verringern, kritisiert die Studie zugleich. Arbeitnehmer, die nicht in Deutschland geboren wurden, hätten zudem schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die Studie bemängelt zudem, dass angesichts der guten Konjunktur die Wohlstandsgewinne nicht bei allen Menschen ankommen würden. Das Armutsrisiko habe sich in den letzten Jahren kaum verringert. Ebenso gebe es kaum Veränderungen beim Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg.

EU-weit sei nun politische Führung gefragt, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Aart De Geus. Nötig sei ein verlässlicher Rahmen, so dass alle vom Aufwärtstrend profitieren könnten. "Vor allem die Jugendlichen dürfen nicht alleine gelassen werden", mahnte De Geus.

Für die Studie der Bertelsmann Stiftung wurden die Bereiche Armutsvermeidung, Arbeitsmarkt und Bildung sowie Gesundheit, Nicht-Diskriminierung und Generationengerechtigkeit untersucht. Grundlage sind den Angaben nach international verfügbare Eurostat-Dateien. Der erste "Social Justice Index" wurde 2008 veröffentlicht.

Holger Spierig

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