Ausgabe 49/2017 - 08.12.2017
Dortmund (epd). Menschen mit Migrationshintergrund können in der Flüchtlingsarbeit nach Ansicht des Experten Ismail Köylüoglu einen wichtigen Beitrag leisten. "Sie haben ein gebündeltes Wissen über die Probleme des Ankommens in einer fremden Kultur", sagte der Leiter des Projekts "Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit" (samo.fa) dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dortmund. Ehrenamtliche mit Zuwanderungsgeschichte brächten die notwendige Empathie und eine wertvolle Emotionalität mit, um Flüchtlinge bei der Integration zu unterstützen.
Das Modellprojekt "samo.fa" läuft seit gut eineinhalb Jahren unter dem Dach des in Dortmund ansässigen Bundesverbandes Netzwerke von Migrantenorganisationen. Gefördert wird es von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD). Ziel ist unter anderem, Migrantenorganisationen zu vernetzen und Menschen mit Migrationshintergrund für die ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingen zu gewinnen und sie dabei zu unterstützen.
In 30 deutschen Städten gibt es "samo.fa"-Koordinierungsstellen, wie Projektleiter Köylüoglu sagte. Insgesamt habe man so mehr als 100.000 Menschen erreicht. Allein in Dortmund hat das Projekt nach seinen Worten 24 verschiedene Migrantenorganisationen vernetzt, es gibt etwa 80 ehrenamtliche Mitarbeiter.
Allerdings seien Migrantenorganisationen in der Gesellschaft nach wie vor nicht sichtbar genug, sagte Köylüoglu. "Es fehlen quasi die Lobbyisten, die ihre Tätigkeit nach außen stärken helfen." Auch mit den Kirchen gebe es bisher kaum Berührungspunkte, bedauerte Köylüoglu. Er will nach eigenen Worten Politik, Verwaltung und Wohlfahrtsverbände für die Chancen sensibilisieren, die Migranten als Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit bieten.
In der praktischen Arbeit konzentriert sich "samo.fa" nach Worten des Projektleiters vor allem auf die Bereiche Bildung, Arbeit, Gesundheit und Wohnung. Flüchtlinge bräuchten vor allem mehr Sprachkurse, geeigneten Wohnraum, mehr Behandlungsmöglichkeiten für psychische Erkrankungen und einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt, sagte Köylüoglu. Migrantenorganisationen könnten mit ihren Erfahrungen den Neuankommenden praktische Starthilfe geben und Flüchtlingen Mut machen.