Ausgabe 2/2018 - 12.01.2018
Berlin (epd). Mütter und Väter entscheiden sich nach der Geburt eines Kindes zunehmend für das Eltergeld Plus: Seit der Einführung im Jahr 2015 hat sich die Zahl der Eltern verdoppelt, die die Familienleistung beziehen. Das geht aus dem Elterngeld-Bericht hervor, den das Bundeskabinett am 10. Januar in Berlin beschlossen hat. Im Bundesdurchschnitt beziehen 28 Prozent der Mütter und Väter das Elterngeld Plus, in einigen Bundesländern wie Thüringen (38,5 Prozent), Rheinland-Pfalz (36,6 Prozent) und Bremen (34,2 Prozent) auch deutlich mehr.
Das Elterngeld Plus ist mit mindestens 150 und höchstens 900 Euro pro Monat halb so hoch wie das Basis-Elterngeld und kann dafür doppelt so lange bezogen werden, also 24 Monate. Wenn beide Eltern gleichzeitig zwischen 25 und 30 Stunden Teilzeit arbeiten, wird es vier weitere Monate gezahlt. Diese Möglichkeit - den Partnerschaftsbonus - nutzten dem Bericht zufolge 5,6 Prozent der Paare. Mehr als drei Viertel der Bezieher bewerteten das Elterngeld Plus als "gute Sache". Etwa die Hälfte der Paare betrachtet die Plus-Variante des Elterngeldes als besondere Hilfe zur Verwirklichung ihrer Vorstellungen zur Erwerbstätigkeit während der Elternzeit.
"Das Elterngeld Plus ist ein voller Erfolg", sagte die geschäftsführende Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD). Es habe dazu geführt, "dass Frauen wieder stärker in den Beruf einsteigen können und dass sich Väter mehr Zeit für ihre Kinder nehmen". Die Frauen-Union der CDU und die stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende, Nadine Schön, sowie der Familienpolitiker Marcus Weinberg (beide CDU) sprachen ebenfalls von einem Erfolg. Mit dem Elterngeld Plus helfe die Politik den Eltern bei der Verwirklichung ihrer Lebensentwürfe.
Die Inanspruchnahme des Elterngeldes Plus ist stetig gestiegen. Im dritten Quartal 2015, als es erstmalig zur Verfügung stand, wurde es von 13,8 Prozent der Elterngeld-Bezieher gewählt. Zwei Jahre später, im dritten Quartal 2017 waren es 28 Prozent. Als wichtigstes Motiv, die Plus-Variante zu wählen, geben zwei Drittel der Mütter und Väter an, mehr Zeit mit dem Kind verbringen zu können, als wenn sie nur ein Jahr lang das Basis-Elterngeld bezögen.
Die Plus-Variante kann mit dem Basis-Elterngeld kombiniert werden, das bis zu 1.800 Euro pro Monat beträgt und zwölf Monate lange gezahlt wird. Zwei Vätermonate kommen hinzu, wenn auch der Mann für diese Zeit aus dem Job aussteigt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) forderte in seiner jüngsten Studie zum Frauenanteil in Führungspositionen eine Ausweitung der Vätermonate auf vier oder sieben Monate. Das Elterngeld mit den Vätermonaten führe dazu, dass sich soziale Normen änderten.
Das Basiselterngeld beträgt grundsätzlich 65 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens in den letzten zwölf Monaten vor der Geburt, mindestens aber 300 Euro. Für Geringverdiener liegt es prozentual etwas höher. Die meisten Paare, die beide Leistungen kombinieren, beginnen mit dem Basis-Elterngeld.
Grundlage des Elterngeld-Berichtes aus dem Bundesfamilienministerium sind die Daten des Statistischen Bundesamts sowie die Ergebnisse einer Befragung der Elterngeld Plus-Bezieher durch das Institut für Demoskopie Allensbach. Aus dieser Befragung stammen die Angaben zur Erwerbstätigkeit und zur wirtschaftlichen Lage der Familien.
Das Elterngeld Plus wird danach überwiegend von Gutverdienern in Anspruch genommen. Jeder zweite Haushalt verfügt über mindestens 3.000 Euro netto im Monat; im Durchschnitt verdienten die Paare vor der Geburt 3.120 Euro. Nur 14 Prozent der Elterngeld Plus-Bezieher hatten weniger als 2.000 Euro netto zur Verfügung. Die Linksfraktion im Bundestag sieht in den Zahlen die Bestätigung dafür, dass vom Elterngeld vor allem Familien mit hohen und mittleren Einkommen profitieren.