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Junge Syrerin ein "Schatz" für die Kirchengemeinde




Die 24-jährige Lara Scheikh Mohammad in der Seniorengruppe der evangelischen Kirchengemeinde Bremen-Walle
Nach einer gefährlichen Flucht in einem überfüllten Schlepperboot übers Mittelmeer kam die junge Syrerin Lara Scheikh Mohammad nach Bremen. Soziale Arbeit hilft ihr bei der Integration. Was ihre Zukunft angeht, so hat sie genaue Pläne.

Lachen, herzliche Umarmungen wie unter alten Freunden und ein großes Hallo für jeden, der in den Raum kommt: Lara fühlt sich sichtlich wohl in der Seniorengruppe, die sich jeden Mittwochmittag im Zentrum der evangelischen Kirchengemeinde Bremen-Walle zum gemeinsamen Kochen, Essen und anschließendem Sitztanz trifft. Man ist per Du mit der jungen Frau aus Syrien, die mit ihrem offenen Lachen immer wieder Mittelpunkt des Gespräches ist. Für fünf Monate macht Lara Scheikh Mohammad ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Kirchengemeinde.

Abwechslungsreiche Aufgabe in der Gemeinde

"Die Seniorengruppe ist einer meiner Lieblingstermine", sagt die 24-Jährige, die nach drei Jahren fast perfekt Deutsch spricht. "Die Aufgabe ist abwechslungsreich, was mir entgegenkommt, weil ich Routine hasse. Ich helfe im Büro und unterstütze den Hausmeister, verteile Plakate und helfe bei der Arbeit mit Kindern."

Eine Freundin brachte Lara auf die Idee, ein freiwilliges Jahr zu machen. "Ich wollte die deutsche Kultur und den Alltag der Menschen besser kennenlernen. Außerdem kann ich etwas Hilfreiches für die Gesellschaft tun, die mich hier in Deutschland unterstützt." In der Gemeinde könne sie ihre Sprachkenntnisse eher verbessern als beim Kellnern.

2014 ist Lara vor dem Bürgerkrieg aus ihrer Heimat in Damaskus zunächst in den Libanon, dann weiter nach Libyen geflohen. Nach einer gefährlichen Überfahrt mit einem kleinen, überfüllten Schlepperboot übers Mittelmeer kam sie am Ende nach Bremen. Der Bruder von Laras Mann lebte bereits hier. "Wir wollten zusammen sein, und das hat glücklicherweise geklappt."

Zurück, aber in ein freies Syrien

Nach einem halben Jahr hielt sie ihren Aufenthaltstitel in Händen - endlich in Sicherheit. Doch Lara denkt oft an ihre Heimat. "Ich möchte auf jeden Fall zurück, aber in ein demokratisches, freies und offenes Syrien. In Zukunft braucht das Land gut ausgebildete Leute für den Wiederaufbau."

Seit sie in Deutschland ist, muss sie sich durchbeißen. "Am Anfang hat alles sehr lange gedauert. Meinen Aufenthaltstitel hatte ich schnell, habe dann aber ein halbes Jahr auf meinen ersten Integrationskurs gewartet. Mein Mann Hassan und ich haben monatelang selber Kurse gesucht und nachgefragt, bis es schließlich geklappt hat."

Integration braucht beide Seiten, die Flüchtlinge und die Deutschen, ist Lara überzeugt: "Wer aus einer anderen Kultur kommt, kann sich hier einleben und anpassen. Man trägt als Flüchtling die eigene Herkunft weiter in sich, und die sollte durch Integration nicht zerstört werden. Richtige Integration bedeutet, dass sich auch die Deutschen öffnen und andere Kulturen kennenlernen und zulassen."

"Schade, dass du bald gehst"

"Schade, dass du schon so bald gehst", ist nach dem Sitztanz oft zu hören, denn nur noch bis Ende Januar ist Zeit, mit der syrischen FSJlerin zu klönen und Spaß miteinander zu haben. Auch Gemeindepastorin Sabine Kurth bedauert das, denn Laras FSJ sei ein Volltreffer für beide Seiten: "Hier treffen sich nicht Kulturen oder Religionen, hier treffen einfach Menschen aufeinander." Sich so persönlich kennenzulernen sei der beste Weg, Vorurteile abzubauen. "Lara ist ein Schatz für uns."

Für ihre Zukunft hat Lara genaue Pläne. Sie möchte Psychologie studieren und hofft, dass ihr Mann in Deutschland bald als Zahnarzt arbeiten kann. "Ich weiß, das ist schwierig. Aber ich will versuchen, einen Studienplatz zu bekommen." Das Abi aus Syrien und die nötigen Deutschkenntnisse bringt sie mit. Zum Sommersemester soll es losgehen. "Ich muss mich an verschiedenen Universitäten bewerben und hoffe, es klappt."

Matthias Dembski

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