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Diakonie startet Kampagne gegen Ausgrenzung




Diakonie startet Kampagne gegen Ausgrenzung
epd-bild/Rolf Zöllner
Die Diakonie Deutschland mischt sich mit einer neuen Image-Kampagne in die öffentliche Debatte ein und scheut auch Irritationen nicht. Sie will Menschen eine Stimme geben, die unbeachtet sind oder sich so fühlen - Obdachlosen und AfD-Wählern.

Die Diakonie Deutschland startet eine Kampagne für mehr Zusammenhalt und geht dabei neue Wege. Unter dem Motto "Unerhört!" will sie an den Rand gedrängten Menschen eine Stimme geben. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie stellte die auf drei Jahre angelegte Werbe-Aktion am 10. Januar in Berlin vor. Zuhören statt Empörung stehe im Zentrum, sagte Lilie. Dafür stehe das Motto "Unerhört!". Die wohlfeile, häufig medial verstärkte Empörung stehe dem wirklichen Interesse an anderen Menschen oder Meinungen häufig im Weg.

"Wir sollten nicht zu vorsichtig sein"

Die Kampagne startet im laufenden Monat zunächst mit Groß-Plakaten und einem Internetauftritt zu den Themen Flüchtlinge und Obdachlose. Später soll es um weitere benachteiligte oder sich benachteiligt fühlende Gruppen gehen. Auch "Unerhört! Diese AfD-Wähler" sei als Plakatmotiv in Planung, sagte Lilie. Man wolle damit durchaus für Irritationen sorgen. Sehr viele Menschen hätten inzwischen das Gefühl, mit ihren Biografien nicht mehr dazuzugehören und für die Politik keine Rolle zu spielen. Auch ihnen müsse zugehört werden.

Lilie plädierte für ein "großes Maß an Gelassenheit, Unerschrockenheit und Geradlinigkeit" im Umgang mit dem rechten Populismus. Es gebe rote Linien im Umgang, aber man könne die aktuellen Entwicklungen nicht ausblenden und sich nur in seinen eigenen Kommunikations-Blasen bewegen, sagte der Diakonie-Chef. Alle großen Institutionen, die Kirchen, Gewerkschaften oder Parteien stünden gegenwärtig vor den gleichen Herausforderungen, sagte Lilie: "Wir sollten nicht zu vorsichtig sein."

"Unerhört!"-Diskussionsveranstaltungen geplant

Auf der Internet-Seite zur Kampagne sollen künftig Menschen mit ihren eigenen Geschichten und Biografien zu Wort kommen. Die Landesverbände können die Kampagne und ihre Motive übernehmen. Außerdem plane die Diakonie öffentliche "Unerhört!"-Diskussionsveranstaltungen, teilte der Leiter Kommunikation der Diakonie, Thomas Schiller, mit. Die Kampagne kostet seinen Angaben zufolge 350.000 Euro und liegt damit im Budgetrahmen früherer Image-Kampagnen des Verbandes. Entworfen wurde sie in Zusammenarbeit mit der Agentur "ButterBerlin", die auch Wahlkampf-Plakate für die SPD und Werbung für "Aktion Mensch" gemacht hat.

Die Diakonie Deutschland ist der Bundesverband der Diakonischen Werke der evangelischen Landes- und Freikirchen sowie von Fachverbänden. Zur Diakonie gehören nach Angaben des Bundesverbandes etwa 31.500 stationäre und ambulante Dienste wie Pflegeheime, Krankenhäuser, Kindertagesstätten und Sozialstationen mit 525.000 Mitarbeitern und etwa 700.000 ehrenamtlichen Helfern.

Bettina Markmeyer

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