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Präses Rekowski verurteilt Kriminalisierung von Seenotrettern




Präses Manfred Rekowski setzt im Schlauchboot zur "Sea-Watch 3" über.
epd-bild/Heiko Kantar
Der rheinische Präses Manfred Rekowski hat bei einem Besuch auf Malta Vorwürfe zurückgewiesen, private Seenotretter spielten Schleppern in die Hände.

"Diese Helferinnen und Helfer retten Menschenleben, die in Seenot sind", sagte Rekowski am 16. Juli nach einem Treffen mit Crew-Mitgliedern des von Behörden festgesetzten Rettungsschiffs "Sea-Watch 3" im Hafen von Valetta. "Der Vorwurf, sie arbeiteten den Schleppern in die Hände, kriminalisiert sie und ihren wertvollen Dienst."

Rekowski kritisierte das Flugverbot für das zivile Aufklärungsflugzeug "Moonbird" auf Malta. Das Flugverbot für die kleine Maschine der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch und der Schweizer Hilfsorganisation HPI sei eine Amputation der humanitären Hilfe für Flüchtlinge im Mittelmeer und ein Skandal, sagte Rekowski, Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Valletta.

"Katastrophe wird verdrängt"

Das Flugverbot verhindere, dass die Öffentlichkeit wahrnehme, was im Mittelmeer passiere, kritisierte Rekowski. "Nur weil das Flugzeug bis auf weiteres nicht starten darf, sterben nicht weniger Flüchtlinge im Mittelmeer", sagte er nach einem Flug mit der "Moonbird", bei dem er sich ein Bild von Einsatzabläufen machte. "Nicht hinzusehen, ist keine Lösung, sondern eine Verdrängung der Flüchtlingskatastrophe."

Bei seinem dreitägigen Besuch wollte sich der Theologe ein persönliches Bild von Rettungsmissionen im Mittelmeer machen. Die EKD ist an der Finanzierung der Hilfsorganisation Sea-Watch beteiligt. Rekowski erklärte, der Vorwurf der Beihilfe zur Schlepperei sei auch deshalb absurd, weil internationales Seerecht eingehalten werde. "Die Pflicht zur Seenotrettung ist eine unbedingte Verpflichtung, unabhängig davon, ob die Notlage von den zu rettenden Personen selbst herbeigeführt wurde oder sie ohne ihr Zutun hineingeraten sind."

EKD hält Einsatz der Retter weiter für geboten

Die Seenotretter seien nicht die Ursache für die Flucht über das Mittelmeer, sondern die Reaktion auf eine Entwicklung, die auch Ergebnis einer falschen Flüchtlingspolitik sei, betonte der Theologe.

Auch wenn sich die politische Stimmung gewandelt habe, halte die EKD den Einsatz für Menschenleben unverändert für geboten, betonte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. "Niemand soll ertrinken müssen."

Rekowski appellierte an die Politik, sich verstärkt über alternative, humanitäre Korridore nach Europa Gedanken zu machen. «Es geht nicht um ein vorübergehendes Phänomen, sondern um das Weltproblem Flucht, von dem aktuell 70 Millionen Menschen betroffen sind», sagte der Theologe. "Solange es so ist, dass Menschen mit Booten flüchten, müssen wir dafür sorgen, dass diese nicht zu Tode kommen." Nach seiner Rückkehr werde er in den entsprechenden EKD-Gremien beraten, wie die Einsätze weiter unterstützt werden können und welche weiteren Schritte die Kirche ergreifen kann.

Mehrere Rettungsschiffe im Mittelmeer konnten in den vergangenen Wochen nicht an den nächstgelegenen Häfen anlegen. Italien verwehrte die Einfahrt, zudem dürfen in Malta Seenotretter nicht mehr auslaufen. Am Wochenende hatten zwei Schiffe der EU-Grenzschutzbehörde Frontex rund 450 Menschen gerettet und in italienische Gewässer gebracht. Für sie wurde inzwischen eine Lösung gefunden: Mehrere europäische Länder, darunter Deutschland, Frankreich und Malta, nehmen die Migranten auf.

Gabriele Fritz