sozial-Politik

Gentechnik

Rheinischer Präses warnt vor Trisomie-Test



Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, warnt vor wissenschaftlicher Forschung und dem Einsatz von Gentechnik ohne Tabus. "Die Diskussionen bio- und medizinethischer Fragen müssen intensiv geführt werden", sagte er am 7. Januar vor der rheinischen Landessynode in Bad Neuenahr. "Anderenfalls verändern sich schleichend ethische Standards mit weitreichenden Folgen für betroffene Menschen, aber auch für uns alle im gesellschaftlichen Miteinander."

Der 60-jährige Theologe kritisierte unter anderem den chinesischen Genforscher He Jiankui. Dieser behauptet, das Erbgut von Zwillingsmädchen so verändert zu haben, dass sie resistent gegen HI-Viren sein sollen. Der Fall löste eine weltweite Wertedebatte aus. "Der Aufschrei der Weltöffentlich war zu Recht groß", sagte Rekowski. "Diese Eingriffe sind in vielfacher Hinsicht unverantwortlich, aber besonders gravierend ist, dass die Folgen nicht nur für die geborenen Kinder, sondern auch für deren Nachkommen bestehen."

"Risiko der Tabubrüche ist hoch"

Zwar seien die ersten Reaktionen der Wissenschafts- und Staatengemeinschaft ermutigend, doch dürfe sich niemand davon täuschen lassen. "Das Risiko, dass wir mit solchen Tabubrüchen konfrontiert werden, ist hoch", warnte Rekowski. Die Technologie sei weder teuer noch aufwendig. "Man kann kaum verhindern, dass es irgendwo Wissenschaftler gibt, die den Tabubruch suchen."

Kritisch äußerte sich Rekowski auch zu einer möglichen Kostenübernahme für Gen-Tests an Schwangeren durch die Krankenkassen. Eine leicht verfügbare Methode zur Erkennung von genetischen Erkrankungen wie etwa dem Down-Syndrom führe zu Routinen und Automatismen, sagte er. Eine Folge wäre vermutlich, "dass Menschen mit den entsprechenden genetischen Erkrankungen einfach nicht mehr zur Welt kommen".

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte sich dafür ausgesprochen, dass die Krankenkassen die Kosten für die ethisch umstrittenen Bluttests auf Down-Syndrom beim ungeborenen Kind übernehmen. Schwangere müssten aber eine ethische Beratung erhalten, die dann auch von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen wird. "Die Beratung ist ein Mindeststandard, der auf jeden Fall eingehalten werden muss", sagte Rekowski. "Doch auch dann bleiben Zweifel."



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