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Grüne fordern Ausweitung von Heroin-Ambulanzen



Die Grünen im Bundestag setzen sich für eine Ausweitung der Substitutionsbehandlung von Heroinsüchtigen mit Diamorphin ein. "Die Hürden für die Originalstoffvergabe sollten abgesenkt werden", sagte die drogenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Kirsten Kappert-Gonther, dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. Seit 2009 seien nur zehn Diamorphin-Ambulanzen entstanden. Lediglich ein Prozent der knapp 80.000 Substitutionspatienten erhalte eine Behandlung mit dem synthetisch hergestellten Heroin.

"Von einer flächendeckenden Versorgung kann keine Rede sein", erklärte Kappert-Gonther. Es sei nicht sichergestellt, dass alle Abhängigen, die von einer Versorgung mit Diamorphin profitieren könnten, diese auch erhielten.

"Obwohl die Bundesregierung eine durchweg positive Bilanz aus der zehnjährigen Diamorphinvergabe in den sogenannten Heroin-Ambulanzen zieht, weigert sie sich, diese Behandlungsform einem größeren Kreis von Betroffenen zugänglich zu machen", sagte die Grünen-Politikerin. "Erst wer schon ganz unten war, darf die Therapie in Anspruch nehmen." Dabei zeigten Studien, dass sich der gesundheitliche Zustand, die Kriminalitätsrate und der Ausstieg aus der Drogenszene von Betroffenen bei der Behandlung mit Diamorphin verbesserten.

Regierung: Option wird angenommen

Kappert-Gonther verwies auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen zu dem Thema. Demnach war das Ziel der 2009 gesetzlich ermöglichten Diamorphinvergabe, eine klar begrenzte Gruppe schwerstkranker Opiatabhängige verstärkt zu erreichen, die bisher nicht erfolgreich behandelt werden konnten. "Diese therapeutische Option wird von dieser Gruppe von Patientinnen und Patienten sowie den behandelnden Personen angenommen", heißt es in der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums, die dem epd vorliegt.

Die Vergabe von Diamorphin an schwer Heroinabhängige war ab 2002 zunächst in einem Modellprojekt in sogenannten Heroin-Ambulanzen in sieben Städten erprobt worden. 2009 beschloss der Bundestag ein Gesetz, das die Substitutionsbehandlung mit dem synthetisch hergestellten Heroin unter strengen Auflagen als Regelversorgung ermöglicht. Zugangsvoraussetzung ist, dass der Patient oder die Patientin über 23 Jahre alt und seit mindestens fünf Jahren drogenabhängig ist sowie zwei erfolglose Therapien hinter sich hat. Diamorphin-Ambulanzen gibt es in Berlin, Bonn, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Köln, München und Stuttgart.