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Krankenhäuser

Evangelischer Dachverband gegen Klinikschließungen



Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV) hat sich dafür ausgesprochen, die bestehende flächendeckende Krankenhausversorgung zu erhalten. "Der Zugang zu einer qualifizierten medizinischen Versorgung gilt als ein Grundpfeiler des deutschen Gesundheitssystems", heißt es in einer am 16. Juli in Berlin veröffentlichten Mitteilung.

Damit sprach sich der Dachverband gegen die Vorschläge der Bertelsmann-Stiftung aus, in großem Stil vor allem kleine Kliniken zu schließen und leistungsfähige Großeinrichtungen zu schaffen. Die jüngst vorgestellte IGES-Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung kommt nun zu dem Schluss, dass von mehr als 1.400 Krankenhäusern in Deutschland weniger als 600 - dafür große Kliniken - benötigt würden.

Damit verbunden ist die Forderung nach einer Strukturveränderung, ein zweistufiges System mit "Neuer Regelversorgung" in Mittelzentren und einer "Maximalversorgung" in Groß- und Oberzentren zu schaffen.

Mengen schaffen keine Qualität

Christoph Radbruch, Vorsitzender des DEKV: "Größe und Anzahl von Krankenhäusern sind nur ein Faktor unter vielen, um eine patientenzentrierte und bedarfsgerechte medizinische Versorgung zu gewährleisten." Die Schlussfolgerung, dass große Krankenhäuser durch höhere Behandlungszahlen bessere Leistungen als kleinere Kliniken erbringen würden, sei nicht zu beweisen.

Er verwies darauf, dass es im evangelischen Krankenhausbereich viele kleine Spezialisten. "Ihre Patientenzahlen für bestimmte Fachabteilungen liegen höher als die der Universitätskliniken." Das träfe beispielsweise auf das Evangelische Diakoniekrankrankenhaus Freiburg mit seiner Viszeralchirurgie zu. Dort werden nach seinen Angaben jährlich knapp 2.900 Patienten behandelt, hingegen 2.800 im Universitätsklinikum.

Auch auf der Ebene der Operationen führt laut Radbruch die Spezialisierung zu beachtenswerten Zahlen: Die Operation "Entfernen der Gallenblase" wird im Diakoniekrankenhaus Freiburg 454 Mal vorgenommen, hingegen gab es nur 307 Operationen dieser Art im Universitätsklinikum. "Qualität hängt auch davon ab, dass die Fachabteilungen gut miteinander kooperieren und zusammenarbeiten." Hier seien kleinere Krankenhäuser oft im Vorteil.

Heterogenität der Häuser erhalten

Evangelische Krankenhäuser böten mit ihrer Heterogenität einen entscheidenden Beitrag für eine patientenzentrierte und zuwendungsorientierte Versorgung. Insbesondere vulnerable, kognitiv eingeschränkte Patientinnen und Patienten dürften bei Reformen nicht durch das Raster fallen. "Generell muss es künftig darum gehen, das ambulante Potenzial auszuweiten und neue Strukturen zu schaffen, aber stets unter Berücksichtigung des regionalen Patientenbedarfs", betonte der Vorsitzende.

Dringend notwendig sei eine Stärkung der Landeskrankenhausplanung mit Finanzierungsverpflichtung. "Größe vor Regionalität und Trägervielfalt zu stellen, ist eindeutig der falsche Weg", sagte Radbruch, dessen Verband nach eigenen Angaben 201 evangelische Kliniken an über 270 Standorten vertritt.



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