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Statistisches Bundesamt: Jeder Fünfte lebt allein



Das Bild der Familie, die mit fünf Personen unter einem Dach lebt, ist hierzulande offenbar überholt. Die Zahl der Mehrpersonenhaushalte geht seit 1991 zurück. Stattdessen gibt es immer mehr Single- und Zweipersonenhaushalte - und das hat Gründe.

Jeder Fünfte in Deutschland lebt allein in seinen vier Wänden. 2018 gab es hierzulande rund 17,3 Millionen alleinlebende Personen, teilte das Statistische Bundesamt am 16. Juli in Wiesbaden mit. Deren Zahl sei in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen: Im Vergleich zu 1991 hat sich der Anteil der Single-Haushalte bundesweit um 46 Prozent erhöht. Experten erklären diese Entwicklung auch mit dem Wandel im Lebensentwurf vieler Menschen.

Der Trend zu einer kleineren Haushaltsgröße macht sich laut Statistik auch bei den Zweipersonenhaushalten bemerkbar: 24 Millionen Menschen leben nach den Erhebungen des Mikrozensus 2018 zu zweit (34 Prozent aller Haushalte). Ihre Zahl stieg seit 1991 um 29 Prozent, hieß es.

Große Haushalte werden weniger

Der Anteil großer Haushalte in Deutschland nimmt den Statistikern zufolge ab: In zwölf Prozent aller Haushalte leben demnach drei Personen, in neun Prozent der Haushalte vier Personen. Die durchschnittliche Haushaltsgröße in Deutschland gehe seit Jahren zurück: Lebten in einem Haushalt im Jahr 1991 noch 2,27 Personen, sind es heute nur noch 1,99. Nur in drei Prozent der Haushalte gab es fünf oder mehr Bewohner.

Sebastian Klüsener vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung führt den drastischen Anstieg der Einpersonenhaushalte auf einen Wandel in den Lebensentwürfen der Menschen zurück. Insbesondere in den Großstädten lebten immer mehr junge und alleinstehende Menschen. "Daneben spielt aber auch eine Rolle, dass die Familiengründung heute häufig später im Leben erfolgt", sagte der Forschungsdirektor des Bereichs "Demografischer Wandel und Alterung" dem epd am 16. Juli.

Viele Einpersonenhaushalte durch Tod des Partners

Außerdem erhöhe sich mit der alternden Bevölkerung auch der Anteil der alleinlebenden Menschen im höheren Alter. "Solche Single-Haushalte entstehen oft durch den Tod des Partners", erklärte Klüsener.

Sozialwissenschaftler Steffen Kröhnert von der Hochschule Koblenz warnt davor, Alleinlebende stets für einsam zu halten. "Viele Senioren leben allein, aber es kommen sie täglich oder wöchentlich Angehörige besuchen", sagte der Professor für Demografischen Wandel dem epd. In der Entscheidung vieler Menschen, allein zu leben, sieht Kröhnert ein Streben nach individueller Freiheit: "Wir haben die Möglichkeit so zu wohnen, wie wir es möchten, und sind dabei auch wenig kompromissbereit."

So sei heutzutage zum Beispiel kaum jemand dazu gezwungen in einem Mehrgenerationenhaushalt zu wohnen, wenn er dazu nicht bereit ist. Grundlegend für die Entwicklung der Single-Haushalte ist der finanzielle Wohlstand in Deutschland, fügte Kröhnert hinzu. In ärmeren Ländern wie etwa in Asien und Afrika könnten es sich die Menschen oft nicht leisten, allein zu wohnen.

Patricia Averesch