sozial-Politik

Inklusion

LVR: Förderschulen für nicht behinderte Kinder öffnen



Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) fordert, Förderschulen künftig auch für nicht behinderte Kinder zu öffnen. Inklusion sei nicht an Orte oder Institutionen geknüpft, sagte die LVR-Dezernentin für Schulen Inklusionsamt, Soziale Entschädigung, Angela Faber, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Ziel sei nach der UN-Behindertenrechtskonvention vielmehr, so vielen Kindern wie möglich das gemeinsame Lernen zu ermöglichen. "Da steht aber nicht, wo das genau sein muss." Die Öffnung der Förderschulen würde sich positiv auf die Entwicklung der schulischen Inklusion auswirken, erklärte Faber.

Der LVR habe viele sehr gut ausgestattete, barrierefreie Schulen, betonte Faber. Das könne auch Eltern von Kindern ohne Behinderungen überzeugen. "Wir glauben, dass es Eltern gibt, die durchaus ein Interesse daran haben, dass ihre nicht behinderten Kinder in eine Förderschule gehen, weil es dort besonders gute Bedingungen des individuellen Lernens und der Förderung gibt."

Bedarf bei vielen Kindern ist da

Es gebe nach Erfahrung des LVR auch viele Kinder ohne speziell attestierten sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf, die aber trotzdem Probleme mit dem Lernen hätten. "Da sind die Eltern froh über die kleineren Schüler-Lehrer-Relationen, wie wir sie an den Förderschulen haben." Andere Eltern seien auch offen dafür, ihrem Kind durch den Besuch einer Förderschule eine größere Vielfalt zu vermitteln.

Wenn Förderschulen künftig nicht behinderte Schüler aufnehmen sollten, müssten sie sich allerdings auch weiterentwickeln, sagte Faber. "Sicher wird auf längere Sicht eine derartige Umsetzung der Inklusion bedeuten, dass die Ausstattung einer Förderschule mit Lehrern verändert wird." Konkret müssten mehr Fachlehrer an Förderschulen eingesetzt werden.

Voraussetzung für diese Entwicklung sei aber eine Änderung des nordrhein-westfälischen Schulgesetzes, das die Öffnung der Förderschulen derzeit noch nicht vorsehe. "Man könnte schrittweise vorgehen und zunächst einen entsprechenden Schulversuch genehmigen", schlug Faber vor. Der LVR mache bereits gute Erfahrungen bei der Zusammenarbeit seiner Kölner LVR-Anna-Freud-Schule für körperbehinderte Kinder mit der benachbarten Realschule, betonte Faber. Realschüler mit Qualifikation können nach der zehnten Klasse an die LVR-Anna-Freud-Schule wechseln und dort Abitur machen.

Claudia Rometsch