Ausgabe 21/2016 - 27.05.2016
Nürnberg (epd). Aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht hervor, dass Berufsausbildungen sowohl für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge als auch für Ausbildungsbetriebe eine Chance sein können. Den jungen Flüchtlingen erleichtern sie die Integration, für Betriebe mit ihren zunehmenden Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsstellen erschließen sich neue Potenziale, betonten die Forscherinnen Franziska Schreyer und Angela Bauer am 20. Mai bei der Präsentation ihrer Ergebnisse in Nürnberg.
Die Untersuchung basiert den Angaben nach auf Interviews mit 34 Fachleuten aus dem Bildungssystem, Beratern des vom Bundesarbeitsministeriums und Mitarbeitern von Ausländerbehörden auf der Sachbearbeitungs- und Leitungsebene.
Seit dem Jahr 2008 öffnet Deutschland für viele unbegleitete Minderjährigen schrittweise den Ausbildungsmarkt. Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften widmen ihnen hohe Aufmerksamkeit und treten für ihre Integration in Ausbildung ein. In einigen Bundesländern wie Hamburg und Bayern bauen Berufsschulen Angebote auf, die unbegleitete Minderjährige und andere Zugewanderte auf eine Ausbildung vorbereiten. Die Jugendhilfe unterstützt die jungen unbegleiteten Flüchtlinge bei ihrer Integration und Ausbildung.
Problem: Mit der Volljährigkeit fällt diese Unterstützung aber häufig weg. "Diese Begrenzung kann Aufnahme und Verbleib in Ausbildung gefährden. Die interviewten Experten empfehlen eine Unterstützung über die Volljährigkeit hinaus", schreiben die Forscherinnen in ihrer Studie.
Experten beobachten bei vielen der jungen Flüchtlinge große psychische und physische Stärke. Diese könnten ihnen auch bei einer Ausbildung zugutekommen. Je nach Aufenthaltsstatus - als Asylsuchende, Geduldete oder anerkannte Flüchtlinge - haben die Minderjährigen jedoch unterschiedlichen Zugang zu Ausbildung und Ausbildungsförderung. Die IAB-Forscherinnen argumentieren: "Würden die Zugänge weiter erleichtert, wären Betriebe und unbegleitete Minderjährige entlastet. Ausbildung eröffnet den jungen Menschen Perspektiven, selbst wenn sie später in ihre Herkunftsländer zurückkehren."