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Forscher: Sozialreformen gegen Fremdenfeindlichkeit



Die schwelende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland kann nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Christoph Butterwegge durch Sozialreformen aufgefangen werden. Nötig seien dazu der Umbau des Sozialstaats und eine Anhebung des Rentenniveaus, sagte der Kölner Wissenschaftler am 12. Juli in Karlsruhe bei der Diskussionsveranstaltung "Fluchtziel Europa: Gesellschaftliche Ängste wahrnehmen/verstehen/bewältigen". Flüchtlinge, aber auch andere Ausländer, Homosexuelle oder Andersdenkende seien für viele Menschen "lediglich die Sündenböcke für die angestaute Angst vor dem sozialen Abstieg", begründete er seine Auffassung im Badischen Staatstheater Karlsruhe.

Ein Drittel der Bevölkerung ist nach Butterwegges Einschätzung "nur eine schwere Krankheit oder eine Kündigung vom Damoklesschwert Hartz IV" und damit dem Sturz ins soziale Abseits entfernt. Die Angst davor "fällt nicht vom Himmel, sie ist das Ergebnis einer fehlgeleiteten Regierungspolitik", sagte der Armutsforscher. Trotz einer guten wirtschaftlichen Situation in Deutschland werde die Kluft zwischen armen und reichen Bürgern immer tiefer. Nur durch eine "sozialpolitische Großoffensive" könne diese Entwicklung gestoppt werden, so Butterwege. Sonst drohe der Bundesrepublik in einer nächsten Wirtschaftskrise ein weiterer Rechtsruck.

Angst vor dem Unbekannten führe in der Regel zu "Vorverurteilung und Diskriminierung", mahnte Sozialpsychologe Ulrich Wagner von der Universität Marburg. In Deutschland würden viele noch zu einer Kategorisierung der Menschen nach bestimmten Mustern neigen. "Viele Leute empfinden Fremde generell als bedrohlich", sagte Wagner. Zum Abbau von Berührungsängsten durch Kennenlernen sei deshalb der unermüdliche Einsatz ehrenamtlicher Helfer in der Flüchtlingsarbeit von "unschätzbarem Wert".


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