sozial-Politik

Flüchtlinge

Deutschland bei Integration "auf gutem Weg"



Kann Deutschland von der schwedischen Integrationspolitik lernen? Auf jeden Fall, sagen Migrationsexperten. Aber auch Deutschland habe bereits sehr viel getan, um Flüchtlinge schneller einzugliedern.

Deutschland ist nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bei der Integration von Flüchtlingen auf einem guten Weg. Zwar seien noch immer die skandinavischen Länder Schweden, Norwegen und Dänemark führend und Vorbild in der Integrationspolitik, sagte Thomas Liebig von der OECD-Abteilung für internationale Migration am 10. Oktober in Berlin. Aber in Deutschland sei sehr viel getan worden.

Besonders in der Arbeitsmarktpolitik und beim Engagement der Zivilgesellschaft könne Schweden, das bereits seit Jahrzehnten eine erfolgreiche Integrationspolitik betreibt, mittlerweile von Deutschland lernen. So seien die Minijobs ein Modell, das in Schweden mit Interesse verfolgt werde, sagte die schwedische Integrationsforscherin Gisela Waisman vom "Linnaeus Center for Integration Studies" der Universität Stockholm.

Gutes Jobangebot für Hochqualifizierte

Der schwedische Arbeitsmarkt biete vor allem Hochqualifizierten viele Möglichkeiten. Niedrigqualifizierte hätten dagegen nur geringe Chancen, schnell einen Job zu finden, sagte Bernd Parusel vom schwedischen Migrationsamt "Migrationsverket".

Zugleich erziele Schweden mit individuellen Integrationsplänen für Zuwanderer und anerkannte Flüchtlinge, sofortigem Sprachunterricht, "Schnellspuren" in den Arbeitsmarkt und sofortiger Beschulung nachhaltige Integrationserfolge. Das zeige sich besonders in der Integration der zweiten Generation, die anders als in Deutschland voll und ganz in der schwedischen Gesellschaft angekommen sei, sagte Parusel.

Wer als Flüchtling nach Schweden komme, dem werde so schnell wie möglich eine "normale Lebensführung" ermöglicht, sagte Parusel. Das heißt, er wird nicht in Massenunterkünften untergebracht, sondern in einer Wohnung, er bekommt keine Sachleistungen, sondern eigenes Geld und es werden für ihn vom ersten Tag an Berufsqualifizierungsmaßnahmen und Sprachkurse organisiert. "Eine passive Phase des Wartens wie in Deutschland gibt es in Schweden nicht", sagte der Migrationsexperte.

Schweden kennt keine Duldungen

Auch das Problem der Duldungen und Kettenduldungen gebe es in dem Land nicht. Wer in Schweden kein Asyl bekommen hat und trotzdem nicht abgeschoben werden darf, erhalte in der Regel eine Aufenthaltserlaubnis, verbunden mit allen Rechten und Pflichten. In Deutschland gibt es dagegen derzeit bis zu 100.000 Geduldete, die nur geringe Chancen auf legale Arbeit haben.

Auch bei der Integration von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen könne das Land auf gute Erfahrungen verweisen, sagte OECD-Experte Liebig. Allerdings seien die Kosten für sie vier bis sechs Mal höher als in normalen Asylverfahren. Auch deshalb habe Schweden den Familiennachzug mittlerweile nahezu gestoppt, sagte Liebig. Auch würden nach dem starken Flüchtlingszuzug 2015 zunehmend nur noch befristete Aufenthaltserlaubnisse erteilt.

Der schwierige schwedische Arbeitsmarkt verursacht bei der Integration nach Meinung der Experten die meisten Probleme. Nur 25 Prozent der Flüchtlinge finden nach zwei Jahren Aufenthalt in Schweden eine Arbeit, nach acht Jahren sind es 50 Prozent. Das sei "absolut unbefriedigend", sagten Liebig und Parusel einhellig.


« Zurück zur vorherigen Seite

Weitere Themen

Bayerische Hospizpreise verliehen

Die Vorsitzende des Hospizvereins Lindau, Maja Dornier, und das "TrauERwerk" in Erlangen haben am 8. Oktober den Hospizpreis der Bayerischen Stiftung Hospiz gewonnen. Für herausragende Leistungen im Ehrenamt sowie innovative Projekte überreichte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) die Auszeichnungen in Augsburg. Das "TrauERwerk" ist eine offene Trauergruppe für Jugendliche und junge Erwachsene.

» Hier weiterlesen

Forscher kritisieren Gesetzentwurf zur Leiharbeit

Arbeitsmarktforscher kritisieren den Gesetzentwurf der Bundesregierung zu Leiharbeit und Werkverträgen. Zwar gebe es erfreuliche Neuregelungen in dem Entwurf, der am 17. Oktober Thema einer Expertenanhörung im Bundestag ist, erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am 12. Oktober in Düsseldorf. Doch enthalte der Entwurf "deutliche Schwächen".

» Hier weiterlesen

Sozialhilfe für EU-Ausländer eingeschränkt

Wer aus einem anderen EU-Land nach Deutschland zieht und keine Arbeit annimmt, soll künftig erst nach fünf Jahren Sozialhilfe bekommen. Das Bundeskabinett billigte am 12. Oktober in Berlin einen Gesetzentwurf von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), der EU-Ausländer, die in Deutschland nicht arbeiten oder nie gearbeitet haben, weitgehend von Sozialhilfeleistungen ausschließt. Sie sollen nur noch eine Nothilfe für maximal vier Wochen erhalten.

» Hier weiterlesen