sozial-Politik

Pflege

Experten fordern gesetzliche Regelung zur Personaldichte in Kliniken



In Deutschland muss sich einer Studie zufolge eine Pflegekraft um 13 Patienten kümmern. In anderen Ländern ist das Verhältnis besser. Wissenschaftler fordern ein neues Gesetz. Die Regierung verweist auf eine gute finanzielle Ausstattung der Kliniken.

Wissenschaftler der Hochschule Hannover sowie der dortigen Medizinischen Hochschule haben im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung die Personalschlüssel in Krankenhäusern untersucht und international verglichen. Nach der am 9. Februar veröffentlichten Studie sind gesetzliche Regelungen in den USA und Australien am stärksten. Die Gewerkschaft ver.di forderte die Bundesregierung auf, den Krankenhäusern per Gesetz einen festen Personalschlüssel vorzugeben. Das Bundesgesundheitsministerium erklärte, die Krankenhäuser erhalten in den kommenden Jahren mehrere Milliarden Euro zusätzlich, die auch dem Personal zugutekämen.

"Deutschland hinkt hinterher"

Das Zahlenverhältnis zwischen Pflegern und Patienten sei nicht nur ein wichtiger Gradmesser für die Arbeitsbedingungen, betonten die Wissenschaftler. Sie beeinflusse auch die Qualität der Pflege und die Patientengesundheit. Empirische Studien hätten gezeigt, dass sich die Personalbemessung unter anderem auf das Risiko von Infektionen, Thrombosen und Todesfällen durch zu spät erkannte Komplikationen auswirke.

Insgesamt hinke Deutschland bei der Personalausstattung in den Krankenhäusern hinterher, erklärten die Studienautoren. Bei einer internationalen Vergleichsstudie aus dem Jahr 2012 kamen statistisch gesehen in den USA durchschnittlich 5,3 Patienten auf eine Pflegefachkraft. In den Niederlanden waren es sieben, in der Schweiz 7,9. In Deutschland musste sich eine Krankenschwester oder ein Pfleger dagegen um 13 Patienten kümmern.

Für Sylvia Bühler vom Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di "zeigt der internationale Vergleich den dringenden Handlungsbedarf. Die gesetzliche Personalbemessung in Kliniken muss kommen", sagte sie in Berlin. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) verwies darauf, dass andere Länder mit verbindlichen Personalschlüsseln "gute Erfahrungen gemacht haben".

830 Millionen Euro zusätzlich

Das Bundesgesundheitsministerium bestätigte, dass eine gute Patientenversorgung nur mit ausreichend Personal gelingen könne. "Deshalb sorgen wir für mehr Pflegepersonal am Krankenbett." Mit dem neu eingeführten Pflegezuschlag und dem Pflegestellen-Förderprogramm erhielten die Krankenhäuser bis zu 830 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr, "um dauerhaft mehr Personal zu beschäftigen", erklärte das Ministerium.

Jasmin Maxwell, Markus Jantzer

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